• G
  • e
  • n
  • k
  • i

Zyklusbewusst-sein im Ayurveda

Es ist an der Zeit, dass du dankbar und wertschätzend mit dir umgehst
Text: Carina Rother
Fotos: Sandra Socha
21.07.2022
Orangen
Zyklusbewusstsein im Ayurveda: Was bedeutet es, sich dem eigenen Zyklus bewusst zu begegnen? Jeder Zyklus ist einzigartig und darf wertgeschätzt werden – mit allen Stimmungen, Rhythmen und Energien. Sandra Socha, Ayurveda Lifestyle Beraterin, teilt ihr Wissen mit dir und erklärt, wie du dankbar und achtsam deinem eigenen Zyklus gegenüber sein kannst, um jede Zyklusphase mit Wohlbefinden und Glow zu durchleben. Und du erfährst Fakten, die du noch nicht kanntest, da sind wir uns sicher.

Ayurveda: das Prinzip der Ganzheit

„Ayurveda bedeutet „Wissenschaft vom Leben“. Sie umfasst eine große Menge Wissen über eine gesunde Lebensweise und das Heilen von Krankheiten und deckt Bereiche aus der Medizin von Psychologie bis zur Operation, von der Kinder- bis zur Altersheilkunde ab.“, so steht es in dem Buch „Gesund und entspannt mit Ayurveda“ von Sivananda Yoga Vedanta Zentrum. „Ayurveda ist ganzheitlich und betrifft neben dem Körper auch auch die Seele und den Geist“, ergänzt Sandra.

Der Ayurveda bietet ganz viele Möglichkeiten zur konkreten Anwendung in den verschiedenen Zyklusphasen, damit das Wohlbefinden im Zyklus erhalten oder gar gesteigert und der Körper bei seinem Tun unterstützt wird. Unter anderem können bei Menstruationsbeschwerden Kräuter und Pflanzen zum Einsatz kommen. Auch die ayurvedische Ernährung bietet eine gute Grundlage für einen Zyklus in Balance. Als Orientierung und Grundlage dienen die drei Doshas und für mehr Zyklusbewusstsein ein Zyklustagebuch.

Die drei Doshas

Im Ayurveda gibt es drei Doshas: Vata, Pitta, Kapha. Diese drei prägen den Körper, Geist und die Seele eines jeden Menschen. Jeder Mensch hat seine eigene Konstitution, seinen eigenen Typ oder eine Kombination aus mehreren Doshas. Die Doshas sind Energien, die den menschlichen Körper und Geist regelrecht durchdringen.

Was die einzelnen Doshas ausmacht:

  • Vata: Bewegung zeichnet dieses Dosha aus. Menschen mit Vata sind sensibel, aber auch kreativ und sie sind ständig in Bewegung. Mit einem schlanken Körperbau  sind sie sehr beweglich. Auch kann Typ Vata sich sehr gut an Veränderungen anpassen, ebenso wie er schnell lernt und versteht. 
  • Pitta: Der Pitta-Typ ist heiß. Klarheit und Hitze definieren ihn. Der Pitta-Geist ist scharf und klar. Auch übernimmt eine Person mit Pitta in der Konstitution gern Verantwortung. Der Körper einer Pitta-Person verträgt Hitze nicht so gut, dieser mag es lieber kühl.

  • Kapha: Struktur und Stabilität zeichnen Kapha-Personen. Jene Personen sind sehr gutmütig, stabil und ruhig. Der Körperbau ist tendenziell kräftig mit sehr gut entwickelten Muskeln. Typ Kapha verändert sich nur langsam, ist dabei dennoch mutig.

Kennst du deine Konstitution? Wenn nicht: Sandra bietet in ihrem Coaching Konstitutionsanalysen an, so dass du dich noch besser kennenlernen kannst.

Sandra Socha: Ayurveda Lifestyle Beraterin

Sandra, Zyklusbewusstsein im Ayurveda – was bedeutet das?

Im Großen und Ganzen bedeutet es, den eigenen Körper mit seinen Zyklen wertzuschätzen. Jeder Zyklus ist ganz individuell. Heißt jede Frau erlebt ihn anders und durchlebt unterschiedliche Energiephasen und auch Stimmungen. Es bedeutet auch die eigene Stimmung, das eigene Wohlbefinden, den eigenen Rhythmus, den man durchlebt, wahrzunehmen und für sich achtsam zu handeln. Ganz wichtig: Nicht gegen den Rhythmus kämpfen, sondern ihn achtsam annehmen und sogar dankbar dafür sein.

Es geht darum, Dankbarkeit für die eigene Menstruation zu entwickeln, diese als etwas Positives anzunehmen. Denn es ist ein ganz wichtiger Prozess im Körper: ein Reinigungsprozess. Die Menstruation zeigt dir, ob es dir gut geht und spiegelt wieder wie achtsam du den Monat zuvor gelebt hast und wie liebevoll du mit dir und deinem Körper umgegangen bist.

Ich kenne viele Frauen und auch ich selbst habe lange gedacht „Nicht schon wieder. Die Menstruation ist anstrengend oder nervig.“ Dass ist das absolute Gegenteil von Zyklusbewusstsein.

Welche Rolle spielen die drei Doshas bei der Zyklusachtsamkeit?

Frauen durchleben unterschiedliche Zyklusphasen, die eine enorme Wirkung auf unser energetisches Gleichgewicht hat. Stress, körperliche Überlastung, schneller Konsum, ein ungesunder Lifestyle durch zuviel Alkohol und Kaffe führt dazu, dass die Doshas schnell in Disbalance geraten. Aus diesem Grund ist es so wichtig die Doshas im Gleichgewicht zu halten. Denn die Doshas und die daraus resultierenden Energien haben einen großen Einfluss auf den weiblichen Körper und unseren Zyklus.

Gar nicht so eine große Rolle. Wichtig zu wissen ist, dass die Doshas nicht nur auf den Menschen zutreffen, sondern auch auf den weiblichen
Zyklus. Im Ayurveda werden die Zyklusphasen den Doshas zugeordnet, je nach Zyklusphasen ist jeweils eins der Doshas vorherrschend und bestimmt unsere Stimmung und Energie.

Gestörter Schlafrhythmus, Nervosität und eine starke Monatsblutung sind typische Anzeichen für zu viel Vata. Eine Kapha Störung hingegen zeigt sich durch Müdigkeit, depressive Verstimmung und Lustlosigkeit. Erhöhtes Pitta ist an unreiner Haut, Hitzewallungen und in einigen Fällen sogar an Myomen erkennbar. Wenn man weiß, welche/s Dosha/s bei einem vorherrschen, ist es ratsam darauf zu achten, dass dies/e in Balance ist.

Müssen die drei Dosha-Typen unterschiedlich mit ihrem Zyklus umgehen? Wenn ja, wie?

Es geht grundsätzlich darum, die eigene Dosha-Konstitutionellation zu kennen und diese während der Zyklusphasen in Balance zu halten. Während der Menstruation befinden sich die drei Doshas im Ungleichgewicht, hier ist es besonders wichtig achtsam mit sich und seinem Körper umzugehen und auf seine Bedürfnisse zu hören. Das Immunsystem ist down, viele Frauen fühlen sich in dieser Phase kränklich, müde und sehnen sich nach Ruhe. Nimm diese Phase des Rückzugs an und gönne dir (ohne schlechtes Gewissen) mehr Schlaf und Ruhe, sowie sanfte Bewegungen wie Yogaübungen statt intensives Sporttraining.

Wie viele Zyklusphasen gibt es im Ayurveda – auch vier? (Menstruation: der Winter; Follikelphase: der Frühling; Eisprungphase: der Sommer; Lutealphase: der Herbst)

Im Ayurveda wird oft von drei Zyklusphasen gesprochen: Mit der Menstruation befinden wir uns in der Vata dominierten Phase, in der wir uns leicht, aktiv und unbeschwert fühlen. Mit dem Ende der Blutung bis zum Eisprung ist das Kapha Dosha vorherrschend: wir fühlen uns müde, lustlos, haben vermehrt Lust auf Süßes und die Stimmung kann schwanken. Mit dem Eisprung steigt der Pitta Anteil - wir fühlen uns energiegeladen, voller Power und strahlen eine gewisse Attraktivität aus - der Eisprung-Glow!

Welchen Stellenwert hat der weibliche Zyklus im Ayurveda?

Einen großen Stellenwert, denn der Menstruationszyklus einer Frau ist der perfekte Indikator für den weiblichen, ganzheitlichen Gesundheitszustand und darum geht es im Ayurveda, wie gesagt. Der Mensch wird als Ganzes betrachtet: Körper, Geist und Seele. Anhand des Zyklus können Disbalancen wunderbar abgelesen werden, darum wird diesem im Ayurveda sehr wertschätzend begegnet. Auch der Ayurveda ist zyklisch und stark weiblich.

Wie kann Frau ihrem Zyklus mehr Achtsamkeit schenken? Gibt es ayurvedische Rituale?

  • Auf die Ernährung achten
  • Regelmäßige Mahlzeiten
  • Selbstmassagen mit doshaspezifischen Ölen
  • Zyklustagebuch führen
  • Fürsorglich mit sich sein

Ein Tipp, wenn es um ayurvedische Rezepte geht, ist das Buch „Modern Ayurveda“ von Tasty Katy. 

PMS, starke Schmerzen, unregelmäßige Periode – es gibt eine Vielzahl von Indikatoren, die auf einen anormalen Zyklus hinweisen. Was kann man tun, um den Zyklus wieder in Balance zu bringen?

Keiner muss Schmerzen haben. Und wenn ich welche habe, dann weiß ich, dass ich nicht achtsam mit mir umgegangen bin. Ganz konkret: Man kann während der Blutung auf eisenhaltige Ernährung setzen – Spinat ist hier ein Klassiker. Auch kann man Magnesium einnehmen, wenn man weiß, dass man unter Kopfschmerzen leidet. Frauenmanteltee kann bei Krämpfen helfen, ebenso eine Bauchmassage mit Lavendelöl. Oft helfen bereits kleine Veränderungen im Alltag, wie kleine Rituale, warme Mahlzeiten während der Menstruation und bewusst kleine Auszeiten nehmen für Entspannungsübungen machen.

„Nimm deine Zyklusphasen dankbar an, durchleben sie bewusst und achtsam. Du darfst dich sogar gut fühlen während deiner Menstruation - dank Achtsamkeit und einer Zyklusbewusstsein Ernährung sogar ganz ohne Schmerzen“, so Sandra.

Solche Dinge bespreche ich natürlich in meinem 1:1-Coaching, da sie sehr individuell sind und auch von der jeweiligen Konstitution abhängen. Gemeinsam entwickele ich dann mit meinen Kund:innen einen einzigartigen Fahrplan für mehr Wohlbefinden und Glow - in jeder Zyklusphase.

Vielen Dank für deine Zeit, Sandra.

Zyklusbewusstsein im Ayurveda: Dankbarkeit und Wertschätzung für den eigenen Körper
Sandra ist Tee-Ästhetin, Ästhetin als solche, Tee-Liebhaberin und liebt die schönen Dinge des Lebens. Sie ist Ayurveda Lifestyle Beraterin und hat sich auf Beauty und Health spezialisiert. Ursprünglich kommt die 34-Jährige aus der Wissenschaft und ist Foto- und Kunsthistorikerin, auch arbeitet Sandra als freiberufliche Fotografin. Ayurveda lebt und praktiziert sie seit 20 Jahren – durch ihre Mutter. Ayurveda begleitet sie also schon mehr als die Hälfte ihres Lebens und sie freut sich als Beraterin ihr Wissen aus der eigenen Praxis und der Ausbildung zu teilen und weitergeben zu können. Ihre Vision ist es Frauen zum Strahlen zu bringen – Innen wie Außen – und ganz individuell.