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Mit Leichtigkeit in die Selbstständig-keit

Svea Joisten, Mindset Coach, erklärt, was nötig dafür ist
Text: Carina Rother
11.10.2022
Svea Joisten
Freiheit, Selbstbestimmung, Leidenschaften ausleben – die Selbstständigkeit lockt mit einigen Vorteilen. Du träumst auch davon, dein eigener Chef zu sein, aber so richtig will es nicht klappen oder du weißt nicht, wie und wo du beginnen sollst? Svea Joisten, Mindset Coach, erklärt, was nötig ist, um mit Leichtigkeit zu starten. Spoiler: Du kannst mit deinen Gedanken deine Welt – ja, deine Selbstständigkeit – formen.

Svea, was ist Leichtigkeit im Kontext der Selbstständigkeit für dich?

Leichtigkeit heißt für mich, mit dem richtigen Mindset zu starten. Das Mindset ist oft die Blockade, die uns abhält, in eine Selbstständigkeit zu gehen oder diese mit Leichtigkeit umzusetzen. Das Mindset an sich unterscheide ich in Fixed Mindset und Growth Mindset. Das Fixed Mindset ist jenes mit dem in die Selbstständigkeit gestartet wird. Dieses ist vergleichbar mit dem einer pflichtbewussten Angestellten. Viele vergessen, dass mit der Entscheidung auch ein beruflicher Identitätswechsel stattfindet.

In der Regel merkt man aber schnell, dass alte Glaubenssätze aus dem Fixed Mindset nicht zu einer Unternehmerin passen, die mit Leichtigkeit durchstarten möchte.

Wann geht man von dem Fixed Mindset in das Growth Mindset über? Was beobachtest du in deinen Coachings?

Natürlich ist das ein ganz individueller Prozess, der aber grundsätzlich länger dauert. Es ist ein transformierender Prozess, der nicht von heute und morgen stattfindet. Meistens gehen Menschen ins Coaching, weil sie allein nicht weiterkommen oder sich noch nicht trauen den Schritt der Selbstständigkeit zu gehen. Meistens wissen meine Klient:innen noch gar nicht, dass das Mindset ihr Problem ist. Oft sprechen wir erstmal über das Thema Mut. Mut der fehlt.

Hast du Tipps wie man gut von dem einen in das andere Mindset kommt?

Hier darf man sich selbst fragen, in welchen Bereichen sich die eigene Arbeit nicht leicht anfühlt. Wenn dann Glaubenssätze hochkommen wie „Arbeit muss hart sein“ oder „Ich scheitere mit meiner Selbstständigkeit sowieso“ – dann ist das ein klarer Indikator dafür, dass die Person noch im Fixed Mindset steckt.

Um dem Growth Mindset näher zu kommen, muss man sich fragen, ob die Glaubenssätze wirklich wahr sind. Bleiben wir bei dem Gedanken des Scheiterns: Im nächsten Schritt kann man hinterfragen, ob man mit absoluter Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass man scheitert. Überraschung: Das kann man natürlich nicht.

Es ist auch wichtig, sich zu fragen, woher der Gedanke überhaupt kommt. Gibt es Ereignisse oder Situationen in der Vergangenheit – in der Kindheit oder aber in der beruflichen Laufbahn – aus denen der Glaubenssatz entstanden ist?

Die dritte Frage ist „Wie verhalte ich mich, wenn ich xy denke?“. Gedanken und Verhalten gehen Hand in Hand. Bei dieser Frage wird das Bewusstsein genau dafür geschaffen. Und die vierte Frage lautet „Wer wäre ich ohne den Gedanken?“ Dadurch öffnet man für sich selbst einen anderen Raum und kann sehen, was überhaupt möglich ist.

Der schwierigste Schritt kommt im Anschluss an die vier Fragen: die Umprogrammierung. Unbewusstes ist bewusst geworden und erst dann kann es an die eigentliche Transformation gehen. In der geht es darum, Glaubenssätze zu schiften und Beweise für die neuen, positiven Glaubenssätze zu finden.

Was sagst du, für welchen Typ Mensch ist eine Selbstständigkeit überhaupt geeignet?

Für alle, die den Wunsch danach haben. Wenn der Wunsch da ist, dann ist auch alles möglich. Gleichzeitig muss das Warum dahinter auch sehr groß sein.

Gibt es Eigenschaften, die man mitbringen sollte für eine Selbstständigkeit in Leichtigkeit?

Definitiv muss man mutig sein und lösungsorientiert denken. Eine Selbstständigkeit ist am Anfang nicht immer leicht, da sind diese Eigenschaften gefragt. Auch Durchhaltevermögen muss gegeben sein, denn es gibt kleine wie große Herausforderungen oder es laufen Dinge mal nicht so wie gewünscht. Zu guter Letzt: Vertrauen in sich und die Sache.

Hast du Tipps, wie man Leichtigkeit beibehält, wenn es nicht rund läuft oder man Aufgaben macht, die eine echte Herausforderung sind?

Ich finde es ganz wichtig, der eigenen Freude zu folgen. Das heißt, sich mit einer Sache selbstständig zu machen, die das eigene Herz höherschlagen lässt. Aber auch dann muss man – vor allem am Anfang – Aufgaben übernehmen, die man nicht so gerne macht. Später ist es sinnvoll, solche Aufgaben auszulagern. Aber solange das nicht möglich ist, empfehle ich sie an die eigenen Hochphasen zu knüpfen. Jeder hat Phasen, in denen er mehr Energie hat als in anderen. Und genau in diesen Hochphasen kann man erledigen, was ein Muss ist, aber vielleicht nicht so viel Spaß macht.

Das ist ja auch der Vorteil einer Selbstständigkeit: In der Regel kann man sich seine Aufgaben und Zeiten selbst einteilen, mit der eigenen Energie richtig haushalten und muss nicht nach Schema-F arbeiten.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Selbstständigkeit?

Ich sage: Start before you are ready. Man fühlt sich einfach nie komplett bereit. Man muss aus der Komfortzone springen. Dann findet Wachstum statt. Innerhalb der Komfortzone kann man sich keine Selbstständigkeit aufbauen – das geht nicht. Deswegen muss man rausgehen und dafür gibt es leider keinen perfekten Zeitpunkt. Wenn man den tiefen Wunsch verspürt und sein Warum kennt, zudem möglicherweise auch noch unglücklich ist im Angestelltenverhältnis, dann sollte man den Mut fassen und für seinen Wunsch losgehen.

Wagt man den Sprung, kommt das Thema Sicherheit ins Bewusstsein. Man sollte also schon schauen, wie man Schritt für Schritt losgehen kann. Vielleicht ist eine Selbstständigkeit in Teilzeit der erste Schritt oder ein Freelancer-Job, der ganz geregeltes Einkommen bringt.

Selbstständigkeit vs. Angestelltenjob – was gewinnt?

Was ich festgestellt habe bei meinen Klient:innen ist, dass die Sicherheit sie manchmal noch im Angestelltenverhältnis verweilen lässt. Wenn jemand aber losgegangen ist und den Gedanken der Sicherheit überwunden hat, dann überwiegt die Selbstständigkeit auf jeden Fall. Sie bringt für viele einfach viel mehr Vorteile mit sich.

Kannst du ein oder zwei Affirmationen teilen, die hilfreich sind, wenn es um das Gefühl der mangelnden Sicherheit geht?

Oft haben wir gelernt, dass Geld uns Sicherheit gibt. Was zur Folge hat, dass wir uns genau daran klammern. Natürlich sind Einnahmen wichtig, um zu überleben. Aber man darf sich dennoch fragen: Was gibt mir zudem Sicherheit? Das können zum Beispiel eine gute Ausbildung oder besondere Fähigkeiten sein. Wenn man sich das bewusst macht, kann man wieder ins Vertrauen kommen und handelt nicht umsatzgetrieben. Es beruhigt auch sich das Worst-Case-Szenario vorstellen, dass in den meisten Fällen nicht eintreten wird. 

Viele haben auch Angst vor dem Scheitern und vor dem, was dann die anderen sagen. Das ist ein typischer Gedanke aus dem Fixed Mindset. Um dann in das Growth Mindset zu kommen, ist es nützlich zu denken: „Sollte es so weit kommen, war ich aber so mutig, den Schritt zu wagen.“

Was ist der Vorteil eines Coachings?

Man kommt schneller und gezielter voran, weil man die eigenen Blockaden besser auflösen kann. Man arbeitet an sich und wächst konstant in einem Coaching und so kann die Selbstständigkeit leichter sein. Ein Coaching ist immer eine Investition in sich selbst und das eigene Business. Eine Investition, die schnell wieder zurückkommt, da man sich im Prinzip eine Transformation einkauft. Wenn du an dir, deinen Glaubenssätzen, deinen Träumen, deinen Zielen mit einem Coach arbeitest, bekommst du neue Räume geöffnet, wirst gespiegelt und hast einen Sparringspartner an deiner Hand. Das erleichtert viele Schritte in einer Selbstständigkeit.

Wann ist für ein Coaching ein guter Zeitpunkt?

Ich habe mich darauf spezialisiert, primär Frauen zu helfen, die noch in einer Festanstellung sind und bereits eine Idee für eine Selbstständigkeit haben. Es ist ein guter Zeitpunkt, wenn man unglücklich ist und es nicht mehr weiter geht. Auch berate ich Frauen, die ganz am Anfang der Selbstständigkeit stehen und auf extreme Blockaden treffen.

Wie würdest du einen Arbeitstag in Leichtigkeit beschreiben? Was gehört für dich dazu?

Ich habe mir in meiner Selbstständigkeit die Regel gesetzt, morgens keine Termine vor 11 Uhr anzunehmen. Das bedeutet für mich Leichtigkeit. Ich starte oft mit Yoga, Meditation und Journaling in den Tag, weil ich Zeit am Morgen für mich brauche. Ich versuche wirklich der Freude zu folgen und in meinem Rhythmus zu arbeiten. Was vor allem für Frauen ein spannendes Thema ist. Stichwort: Menstruation. Hier wird einem ja bereits gewissermaßen ein Rhythmus vorgegeben.

[Du möchtest mehr zum Thema Zyklusbewusstsein erfahren, dann empfehlen wir dir folgende Artikel: Zyklusbewusstsein im Ayurveda und Im Einklang mit dem Zyklus leben

Ich achte seit einigen Monaten verstärkt auf meinen Zyklus im Business-Kontext. Ich bin drei, vier Tage vor der Menstruation im Winter, habe weniger Energie und lege mir in dieser Zeit weniger Termine, gehe sanfter mit mir um. Auch das Thema Human Design hat mir persönlich sehr geholfen, mich besser zu verstehen und mit meiner Energie besser zuhaushalten. Ich als Projektor versuche nicht mehr als fünf Stunden zu arbeiten, in denen ich extrem effektiv bin. Das ist wirklich Leichtigkeit für mich. Ebenso auch auf Reisen zu arbeiten.

Vielen Dank für deine Zeit.

Mit Leichtigkeit in die Selbstständigkeit
Svea Joisten ist Mindset- und Businesscoach. Sie unterstützt Frauen mentale Stärke zu entwickeln, um den Traum von der Selbstverständigkeit zu leben. In der Zusammenarbeit mit Svea werden Frauen empowert den Schritt hin zum eigenen Unternehmen zu wagen.