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Genkitalk: Urvertrauen

Dein Weg zu innerer Sicherheit
Text: Laura Letschert
18.03.2022
Freundinnen nebeneinander
Ein gefestigtes Selbstbewusstsein ist eine der Säulen für eine positive Lebenseinstellung und für die tiefe Überzeugung einer inneren Sicherheit. Mit einem starken Urvertrauen strahlen Menschen genau das aus. Die Basis dafür: das Urvertrauen, welches im Kindesalter entsteht. Erhalte in unserem Genkitalk mit Coach Laura Letschert zum Thema Inspirationen, Impulse und Übungen, wie du dein Urvertrauen stärkst oder wieder aktivierst.

Laura, wo liegt der Unterschied zwischen Vertrauen und Urvertrauen?

Für mich ist es das Urvertrauen, ein Vertrauen darauf, dass die Welt, das Universum, es gut mit mir meint. Man vertraut darauf, dass immer alles gut wird. Das ist eine tiefe, beruhigende Botschaft, die Gefühl von Frieden schenken kann. Mit dem Urvertrauen kann man stürmische Zeiten überstehen. Ja, es gibt Hoffnung und schenkt Zuversicht.

Für mich ist Urvertrauen ein Gefühl, dass man natürlich in sich trägt. Es wird einem schon im Bauch der Mutter mitgegeben. Es ist eine Sicherheit, die konstant ist. Vertrauen im Gegensatz dazu ist etwas, dass man sich erarbeiten muss, was nicht von Anfang an gegeben ist.

Ja, sehr schön. Wenn wir mal an die Geburt denken: Da sind wir in einer größten Stresssituation, in der wir um unser Überleben kämpfen. Wahrscheinlich ist, dass wir nie wieder eine derartige Stresssituation erleben, in der wir so wenig Lebenserfahrung haben.

Als Baby geht man aus einem behüteten Raum in etwas Unbekanntes. Stresshormone werden aktiviert. Druck, Bewegung, Emotionalität wirken auf ein Baby ein. Es ist kalt. Wenn wir das geschafft haben, haben wir das erste Mal Urvertrauen aufgebaut. Ich kenne Menschen, die das Urvertrauen in sich haben und auch jene, die es nicht haben. Die Frage ist: Kann man das erneut aufbauen?

Gut, dass du diese Frage stellst. Diese möchte ich heute unbedingt klären. Ein Einblick in mein Leben: Bei einer Hypnose habe ich schon einmal herausgefunden, dass das Urvertrauen in mir gar nicht so stark ist. Und das etwas ist, was ich mir erarbeiten muss. Was natürlich deutlich schwieriger ist, als das Vertrauen in eine Situation in einen anderen Menschen zu bekommen. Hast du Erfahrungen durch deine Coaching-Sessions, wie man Urvertrauen aufbauen kann?

Vertrauen ist eines der größten Themen, warum Menschen überhaupt ein Coaching in Anspruch nehmen. Sei es Vertrauen in sich selbst zu stärken, Vertrauen in einer Partnerschaft aufzubauen, Vertrauen in beruflichen Möglichkeiten zu sehen. Sichtbar wird das Thema allerdings oft erst im zweiten Schritt. Im ersten Schritt kommen die Menschen und sagen, sie möchten mutiger werden.

"Das Gegenteil von Angst ist nicht Mut, sondern Vertrauen", so Laura.

Wir haben ja auch schon über Mut gesprochen. Hier verlinken wir dir unsere Artikel zum Thema Mut.

Hilfreich sind Atemtechniken, ein Geruch, der beruhigen kann, eine aufrechte Haltung einzunehmen.

Wenn der Körper sich entspannt, kann sich auch der Geist besser beruhigen. Man kann aber auch im Vorfeld von derartigen Situationen schon aktiv werden, indem man sich an ähnliche Erfahrungen erinnert, in denen man ganz entspannt war oder auch ein gutes Zusprechen kann helfen.

Du sprichst da etwas an, dass ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Die Erfahrung durfte ich vor allem in den letzten Wochen machen – seit ich eine Shakti Mat [Akupressurmatte] besitze. Oftmals bin ich am Abend nach viel Arbeit und Gehirnleistung angespannt und es fällt mir schwer runterzukommen. Wenn ich mich auf die Shakti Mat lege und zunächst schaue, dass ich meinen Körper entspanne, folgt in der Regel innerhalb von fünf Minuten auch mein Geist. Auch lese ich gerade das Buch „Heile dich selbst“ und es gibt den Impuls, sich jeden Tag ein Versprechen zu geben und dies natürlich zu halten. Das stärkt das Selbstvertrauen!

Toll, Carina. Ja, es braucht die tägliche Übung in der vertrauten Umgebung. Wenn ich die mehrfach ausgeführt habe, kann ich sie auch mit in nicht-vertrautes Terrain nehmen. Dann braucht es vielleicht nur eine Minute, um zu entspannen und zu vertrauen. Eine tolle Affirmation kann sein: Die Menschen in meiner Umgebung wollen mir Wohlergehen. Denn oft vertrauen Menschen ohne Urvertrauen nur sich selbst, aber niemand anderem.

Mir fällt auch die Arbeit mit einem Anker oder einem Symbol ein – ob haptisch oder nur in der Vorstellung – der hilft, ins Vertrauen zu kommen und einen bestimmten Sinn aktiviert und fokussiert. Das Beißen in eine Zitrone, das Riechen an einem Parfüm oder Öl, das Fühlen einer Textur etc.

Ich möchte noch hinzufügen: Wenn ich nur das Gefühl habe, mich auf niemanden verlassen zu können. Das man daran gezielt arbeitet und alle Beispiele sammelt, die das Gegenteil beweisen. Ein Beispiel: „Ich kann dem Busfahrer vertrauen, dass er mich sicher ans Ziel bringt, weil er das schon die letzten zwölf Mal so gemacht hat und auch heute wieder.“

Wenn eine positive Erfahrung passiert, dann soll man sich diese bewusst machen und am Abend beispielsweise aufzählen oder aufschreiben, um sie auf festzuhalten. Das polt das Gehirn um.

Es geht also um das Fokussieren auf die positiven Erfahrungen.

Genauso ist es.

Greifen wir kurz auch das aktuelle Weltgeschehen auf, das eine klare Krisensituation ist (Corona-Pandemie und Krieg in Europa). Wie kann man Vertrauen halten, auch in solchen Situationen? Wie bleibt man hoffnungsvoll?

Das Wichtigste ist, den Fokus auf das zu lenken, was Sicherheit und Halt gibt. Was auch stärkt, ist helfen. Wenn ich jemandem helfen kann, stärkt es das eigene Sicherheitsgefühl und das Selbstvertrauen. Das muss keine Wohnung sein, die man zur Verfügung stellt. Das können Gespräche sein oder Einkäufe, die man übernimmt. Das schenkt Selbstwirksamkeit und nimmt das Gefühl der Ohnmacht. Es ist wichtig, in solchen Situationen handlungsfähig zu bleiben.

Resilienz ist im Kontext Vertrauen auch ein ganz wichtiges Thema. Wenn wir das Gefühl haben, handeln zu können, dann schenkt uns das Vertrauen. Wenn man aber merkt, dass eine Krisensituation einen zu sehr mitnimmt, dann soll man sich selbst Hilfe suchen. Krisensituationen sind ein Wechselspiel aus Geben und Nehmen, um in Vertrauen zu bleiben.

Das hilft natürlich auch in kleinen Krisen im alltäglichen Leben. Du hast Spiritualität bereits angesprochen. Ich möchte darauf eingehen. Hat das Urvertrauen einen spirituellen Charakter?

Spannender Punkt. Jetzt sind wir wieder bei der Frage, was uns von Natur aus gegeben ist. Ich möchte auf die Einheit von Körper, Geist und Seele eingehen. Wenn ich zu 100 Prozent vertraue, dann ist in uns gar keine Anspannung. Wenn es unserer Seele gut geht und man weiß, dass man so sein darf, wie man ist, dann kann man vertrauen. Und der Geist, die spirituelle Komponente, schenkt uns Vertrauen (mit spiritueller Betrachtung), weil er verbunden ist mit dem Universum.

Auch die Natur lehrt uns das Urvertrauen: Es kommt immer die Sonne nach dem Mond. Der Frühling kommt nach dem Winter. Alles ist im Fluss, es geht immer weiter. Und mit der Natur sind wir verbunden. Wir müssen in den Prozess vertrauen, sonst sind wir verloren.

Das finde ich so wichtig zu sagen: Wir sind mit der Natur, mit dem Urvertrauen verbunden. Das kann erschüttert werden, es kann in einem extremen Fall verschwinden, aber es kann immer wieder aufgebaut werden – so wie die Natur auch. Sie geht in den Winterschlaf, wacht aber wieder auf. Das kann das Urvertrauen auch – mit Arbeit.

Dabei ist es wichtig, dass wir uns nicht über die Natur stellen, sondern begreifen, dass wir ein Teil dessen sind. Nur wir können sein, weil es die Natur gibt. Dankbarkeit ist ein Stichwort. Wir sollten die Natur, die Umwelt, die Menschen wertschätzen und dankbar sein.

Was ich faszinierend finde, wie klein wir im Vergleich zum Universum sind. Wie beeindruckend die Schwingungen und die Energien sind. Da kann man sich fragen: Wenn das alles entstanden ist und jeden Tag miteinander harmoniert, dann kann ich doch eigentlich nur vertrauen, oder?

Es ist ein Zusammenspiel, dass immer funktioniert.

Und das sollte uns vertrauen lassen. Wir sollten vertrauen in unsere Umwelt – auch wenn wir das Universum nicht immer erklären oder begreifen können. Aber es funktioniert trotzdem. Diese Erkenntnis können wir auf unser Leben übertragen.

Spannend, über was wir heute sprechen. Schön, was in unserem Gespräch entsteht. Ich möchte im Kontext Urvertrauen noch ein neues Thema ansprechen. Vertrauen hat auch immer etwas mit Menschen zu tun: im beruflichen oder im privaten Kontext. Kann man sagen, ohne Vertrauen gibt es keine gesunden Beziehungen.

Das Urvertrauen hat Auswirkungen auf alle Bereiche in unserem Leben. Wenn ich ein Urvertrauen habe, kann ich überhaupt Vertrauen in Lebensbereichen aufbauen. Für mich ist die Antwort auf deine Frage total klar: Vertrauen und Ehrlichkeit sind die zwei wichtigsten Grundlagen einer Beziehung.

Wenn ich ehrlich zu mir oder meinem Partner bin, können wir als Paar gemeinsam Vertrauen aufbauen. Wenn ich mir aber selbst etwas vorspiele, dann wird ein Vertrauensverhältnis egal in welchem Bereich gestört. Dann bin ich nicht mehr authentisch, dann entsteht in Beziehungen ein Störgefühl.Man denkt: „Hier stimmt etwas nicht.“ Mit diesem Gedanken im Kopf, schenkt man in keinem Fall vertrauen – keiner Person, keiner Situation.

Authentisch sein oder Ehrlichkeit sind für mich noch mal ein Schritt vor dem eigentlichen Vertrauen. Das Vertrauen entsteht erst durch diese zwei Komponenten. Wenn ich weiß, mein Partner gibt mir immer eine ehrliche Antwort, dann kann ich Vertrauen aufbauen – um noch mal ein Beispiel mitzugeben.

Danke dir für diesen Impuls, Laura.

Gerne. Wenn Körpersprache, Stimme und Inhalt des Gesagten – dann ist ein Mensch authentisch und somit auch vertrauensvoll.

Laura, wir sind am Ende unseres Genkitalks angelangt. Es hat mir wie immer sehr viel Spaß gemacht. Danke dir für deine Zeit und unseren Austausch.

Dein Urvertrauen mag aktuell ein verborgener Schatz sein. Nutze diesen Genkitalk, nach deinen Talenten, Kräften, deinem Vertrauen zu tauchen. Der Sprung in ein kaltes Wasser lohnt sich. Auf dem Grund findest du wertvolle Erkenntnisse.