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Mach dein Ding und vernetze dich

Anastasia Barner als Role Model
Text: Carina Rother
Fotos: privat & Tobi Ilg
08.12.2022
Anastasia Barner
Anastasia Barner, gebürtige Berlinerin, ist eine der jüngsten Gründerinnen Deutschlands und damit auch ein Role Model für viele Frauen. „Die Bezeichnung Role Model löst erst mal diese weibliche Beklemmung in mir aus und automatisch will ich mich verteidigen. In der zweiten Sekunde weiß ich, dass es ein Geschenk ist, das sein zu dürfen“, sagt die junge Frau. Für sie agiert ihre Mutter als Role Model und auch als Vorbild. Anastasia schreibt aktuell ihr erstes Buch. Mit nun 24 Jahren spricht sie seit über drei Jahren in der Öffentlichkeit über Unternehmertum, Weiblichkeit, Reverse Mentoring und hat eine Stimme, die gern gehört wird. Tauche ein in die Welt einer jungen Gründerin und profitiere von ihren Tipps für deinen individuellen Weg.

Sie war das Tik Tok Gesicht der Deutschen Welle, Kandidatin bei Germany's Next Topmodel und unter den Top 10 bei Miss Berlin. Typisch Gen Z ist sie immer erreichbar und immer am Handy. Auch ist sie Gründerin von FeMentor. Im Alltag wie im Beruf ist Anastasia extrovertiert und redet mit allen Menschen, die ihr begegnen. „Das Leben ist zu schade, um sich nicht zu vernetzen“, sagt Anastasia. Darum gibt es auch FeMentor. Frauen sollen sich vernetzen. Frauen sollen Wissen austauschen können. 

Woher der Mut zur Gründung kam: „Ich bin schon immer extrovertiert und outgoing. Als kleines Kind habe ich alle in der U-Bahn mit nach Hause nehmen wollen, was meine Mutter dann klären musste. Auch durfte ich viel im Ausland leben und habe dabei viele Kulturen und Ungerechtigkeiten wahrgenommen“, erzählt sie voller Elan. „Es war immer meine Mission meine Lautstärke zu nutzen – für mich und andere.“ Ihr Mut resultiert aus schlimmen Mobbing-Erfahrungen – in der Schulzeit. „Schule war für mich kein schönes Thema“, unterstreicht sie. „Ich rede ganz bewusst offen darüber, weil es in Deutschland Themen gibt, die noch sehr leise sind. Dazu gehört Mobbing, Sexualität oder Geld.“

„Für Mobbing sollte man sich nicht schämen, weil das Problem nicht bei einem selber liegt, sondern bei dem Mobber oder der Mobberin“, erklärt Anastasia. „Ich glaube, dass ich daraus ganz viel Stärke gezogen habe. Nicht unbedingt Mut, aber Stärke“, antwortet sie auf meine Frage, woher ihr Mut zur frühen Gründung kommt. Wer den Gedanken auch in sich trägt, seinen eigenen Weg zu gehen, dem rät Anastasia folgendes:

  • Das richtige Programm für sich finden: FeMentor oder aber auch ein anderes.
  • Nutze Google und/oder Social Media und suche, wo die Lösung für dein Problem ist.
  • Fragen stellen: Nicht die, die typisch sind. Sondern die, die dich wirklich beschäftigen. Wenn du spezifische Fragen hast, dann stelle sie.
    Ein Beispiel: Geld verdienen. Frage nicht, wie ich Geld verdiene. Frage, wie du Geld verdienen kannst.
  • Nutze Vorbilder/Role Models, um dich inspirieren zu lassen, nicht aber um sie zu kopieren. Finde deinen USP. Was macht dich einzigartig oder besonders?

„Ein Netzwerk ist unglaublich viel Wert“

Mit FeMentor gründete Anastasia die erste Reverse Mentoring Plattform in Europa. Damals war sie 20 Jahre alt. „Gegründet habe ich FeMentor innerhalb von zwei Wochen. Von der Idee bis zur Website-Erstellung verging nicht mehr Zeit, weil ich nominiert war für einen Preis.“ Der Preis konnte nur gewonnen werden mit einer Website, so ging es schnell in die Umsetzung. „So hatte ich einen natürlichen Grund für meine schnelle Gründung und es war die beste Entscheidung meines Lebens, mir nicht lang Zeit zu geben, es nicht perfekt zu machen und den weiblichen Zweifeln entgegenzuarbeiten“, sagt die Gründerin. 

„Die Idee zu FeMentor kam, weil ich oftmals danach gefragt wurde, wie man auf die roten Teppiche kommt, wie man an Praktika oder Berufe kommt, die normalerweise erst mit einem Studienabschluss angeboten werden.“ Auch die Kontakte ihrer Mutter, die mit der jungen Unternehmerin auf Augenhöhe gesprochen haben, waren eine Inspiration für das Reverse Mentoring. „Es ist das empowernste jemandem zu begegnen, der beruflich und auf dem Papier viel erfolgreicher ist und der dich auch im Gegenzug mal etwas fragt.“

Ihre Antwort war immer: Kontakte. „Ein Netzwerk ist unglaublich viel Wert“, betont sie. Dank ihrer Mutter profitiert die junge Berlinerin von einem sehr großen Netzwerk. „Meine Mama ist eine der erfolgreichsten deutschen PR-Frauen gewesen“, erzählt sie „Ich kann ihr Geschenk für mich nutzen oder offen machen für viele andere Frauen, die kein Netzwerk von ihren Eltern mitgegeben bekommen oder für Leute, die ein Netzwerk haben, aber nicht das richtige oder für Leute, die einfach außerhalb ihrer Bubble jemanden finden wollen.“

Ihre Plattform, FeMentor, ist kostenlos für alle Mitgliederinnen. Das unterscheidet es von vielen anderen. „Andere Mentoring Programme kosten. Ich möchte aber, dass das Mentoring mit Wissen bezahlt wird und nicht mit Geld, denn nicht jeder hat es.“ 

Über drei Jahre später ist die Plattform mehrfach ausgezeichnet. „Ich kann es immer noch nicht fassen. Mit 23 Jahren habe ich alle Punkte meiner Bucket List, die ich mit 14 geschrieben habe, abhaken dürfen.“ Seit Anfang 2022 expandiert FeMentor weltweit und hat mittlerweile über 2000 Mentoren und Mentees. FeMentor ist vor allem für Frauen gedacht. „Es ist für mich wichtig, anderen Frauen Stärke und Mut zu geben.“

Weiblichkeit im Business

Neben all ihren Erfolgen zeigt Anastasia auf ihren Social-Media-Kanälen, dass sie eine junge Frau ist, die gern auf Partys und Events geht, auch mal im Bikini posiert, dennoch aber Unternehmerin ist. „Ich darf genau die Frau sein, die dies in der Kombination macht“, unterstreicht sie. „Die meisten Gründerinnen haben kurze Haare und tragen bunte Business-Anzüge, die ich einfach nicht mag.“ Anastasia trägt stattdessen lieber Kleider in pink oder auch in anderen Farben. Fakt: Sie bleibt authentisch in einer Business-Welt, die anderes gewohnt ist. Das kam nicht immer gut an und zeigt: Die Gründer-Landschaft ist noch nicht divers genug. „Ich wurde bereits häufig sexualisiert“, erzählt Anastasia, „Meine Kleidung, mein Instagram-Account, mein Aussehen sind aber keine Aufforderung dazu. Instagram ist vielleicht ein Prozent meines Lebens. Ich bin noch so viel mehr.“ Auf der anderen Seite motiviert ihr Auftritt auf Instagram andere Frauen, sich auch so zu zeigen wie sie sind. „Täglich erreichen mich Nachrichten von Frauen, die dankbar sind, dass ich mich so zeige, weil sie sich damit identifizieren können.“ Weil sie jung sind, weil sie sich das trauen möchten. „Das zeigt mir, das ich etwas richtig mache.“ Sexualisierung findet aber nicht nur von Männern statt, auch Frauen beherrschen die Kür. „Viele Frauen wollten mir meine Kompetenzen absprechen – wegen meines Präsenz“, lässt uns Anastasia in ihre Welt blicken. „Aber das passiert jetzt nicht mehr!“, betont sie und bringt es auf den Punkt: „Expertise ist nicht das, was man tragen kann.“

Tragen kann man aber das, was man sich auf die Fahne schreibt. Haltung beziehen, darum geht es. Folglich haben wir auch über Female Empowerment gesprochen. „Für mich ist Female Empowerment nicht auf Social-Media-Kanälen zu posten, dass man Frauen unterstützt“, sagt sie. „Das kann ich nicht mehr lesen“. Neulich war Anastasia Barner auf einer Veranstaltung: „80 Prozent der Gäste waren Männer. 20 Prozent waren Frauen. Ich war mal nicht die jüngste Person im Raum. Nein, es gab noch eine jüngere Frau“, erzählt Anastasia. „Dieses junge Mädchen, die gerade mal 18 Jahre alt war, saß in der Ecke mit ihrem Handy und wirkte sehr gelangweilt, weil keiner mit ihr gesprochen hat.“ Anastasia ergriff die Initiative und ging zu ihr – erfolgreich, denn dann stoß sie zu den Gesprächen hinzu. „Sie hat die erste Einladung von einer Frau gebraucht.“ Alle anderen Frauen, die sich auf die Fahne schreiben, sich für Female Empowerment einzusetzen, gingen nicht zu dem jungen Mädchen. „Female Empowerment heißt nicht, nur in seinen Kreisen zu empowern“, betont Anastasia. „Es geht darum auch die Frauen zu stärken, die noch nicht interessant oder relevant sind für das eigene Business. Auch die Frauen zu stärken, die noch nicht profitabel aktiv sind. Die noch nicht namenhaft sind oder für dich einen Bonus haben“, sagt die Berlinerin. Die junge Unternehmerin durfte in der Vergangenheit auch feststellen, dass sie oft die einzige Brünette auf Veranstaltungen ist. „Wie viele Frauen in der Gründerinnen-Szene sind blond, schlank und groß? Die Mehrheit“, führt sie fort. „Das ist ein großes Thema.“

Wir danken Anastasia für Ihre Zeit und den Einblick in ihr junges Leben!