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Mit allen Sinnen: Meisterwerke aus dem französischen Impressionismus

Text: Carina Rother
Fotos: Staatsgalerie Stuttgart
15.04.2021
Camille Pissarro, Rouen, Platz der Republik bei Regen, 1883
Passender kann eine Ausstellung zu Genki nicht sein. In unserer Heimat, Stuttgart, hat sie im Oktober 2020 eröffnet und regt alle Sinne der Besucher:innen an. Das verspricht und hält die Staatsgalerie. Das Besondere: 33 der 60 Exponate stammen aus privaten Sammlungen, die bisher nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Mittwoch. 12 Uhr in Stuttgart. Ich mache mich auf den Weg in die Staatsgalerie, nachdem ich im Voraus einen Termin buchte. Ich bin froh die Möglichkeit, in den aktuellen Zeiten, zu haben. Die Ästhetik, das Schöne, die Kunst – das ist es, woraus ich meine Kraft schöpfe. Gespannt laufe ich also zur Staatsgalerie Stuttgart – mit dem Gedanken „Wie ist es wohl, Kunst mit allen Sinnen wahrzunehmen?“

Angekommen, bezahlt, los geht`s: Der Weg führt mich nach oben in das Altbau-Obergeschoss der Staatsgalerie. „Bei der Umhängung der Ausstellung haben wir uns bewusst wieder für dieses Geschoss entschieden“, so Prof. Dr. Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie, „Hier fällt das Tageslicht durch die Decke, das die Leuchtkraft der im freien gemalten Bilder auf besondere Weise unterstreicht.“ (Anm. d. Red.: Baumaßnahmen im Innenhof der alten Staatsgalerie erforderten die Umhängung.)

Édouard Manet, Flieder in einer Glasvase, 1881

Manet, Renoir, Monet, Pissarro, Berthe Morisot, Degas oder Mary Cassatt – die enge Weggefährtin von Degas – die befreundeten Künstler sind alle vertreten. Ein Besuch der Ausstellung ist ein Wandeln in der (Gefühls-)welt der Künstler. Sofort tauche ich in die Welt des späten 19. Jahrhunderts ein. Der Moment des Malers und mein Moment vor den Bildern sind untrennbar. Bei mir entstehen unmittelbar Gedanken und Gefühle. Manets Flieder, ausgestellt, in einem kleinen Kabinettraumes ist ebenso »riechbar« wie Degas' körperliche Sinnlichkeit in der Selbstverliebtheit der Tänzerinnen »spürbar« und Gauguins gleißendes Sonnenlicht bei den Heuerinnen »hörbar« ist. Sie alle haben ihre eigene Art der Malerei, es vereint sie jedoch die Anregung der Sinne.

Was macht den französischen Impressionismus aus?

Malerei aus der Zeit nimmt Augenblicke oder Situationen, die vor 1860 keinen Platz in der Kunst fanden, auf. Oftmals sind diese alltäglich: ein Blumenstrauß, der Routinegang durch das Gewächshaus oder das Geschehen am Platz der Republik. Damit hat die junge Künstlertruppe die Malerei wahrhaftig revolutioniert. Und es macht die Meisterwerke für mich und wahrscheinlich auch andere Betrachter so zugänglich.

Nach rund zwei Stunden trete ich langsam wieder meinen Heimweg an und verlasse die Welt der Sinne. Im Gepäck habe ich viele neue Eindrücke sowie eine neue, ganz besondere, Erfahrung: Kunst mit allen Sinnen wahrgenommen zu haben. Auf dem Weg nach Hause habe ich noch immer einen leichten Fliederduft in meiner Nase. Angenehm und spannend zugleich.

Nimm dir die Zeit für die Erläuterungen von Dr. Christofer Conrad, Kurator der Ausstellung, und Prof. Dr. Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie:

Die Ausstellung wurde bis zum 04.07.2021 verlängert.