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Digitale Kunst

Was steckt hinter dem Hype um NFTs?
Text: Julia Felicitas Allmann
06.04.2023
Digitale Kunst
Durch Museen und Galerien schlendern, vor riesigen Leinwänden stehen oder die Pinselführung bewundern: So stellen wir uns oft Kunst vor. Analog – auch wenn das vielleicht altmodisch klingt. Doch digitale Kunstwerke erobern seit einiger Zeit die Welt und werden zu teils extrem hohen Summen verkauft. Wir erklären dir, was es mit dieser Kunst auf sich hat und wie du selbst – als Künstlerin oder Käuferin – in die Welt der NFTs einsteigen kannst.

Die technischen Grundlagen

So ästhetisch oder romantisch Kunst oft ist – wer den Hype um digitale Werke verstehen möchte, sollte einen groben Überblick über den technischen Background haben. Die Abkürzung NFT ist dir sicher schon begegnet, sie steht für „Non-Fungible Token“, übersetzt geht es etwa um eine „nicht austauschbare Wertmarke“. Das NFT ist also genau genommen nicht das Kunstwerk selbst, sondern eine digitale Signatur. Denn jedes digitale Bild kann natürlich mit einem Mausklick kopiert werden – der zugehörige NFT hingegen nicht. Wer dieses digitale Zertifikat besitzt, ist Besitzer oder Besitzerin des digitalen Kunstwerks. Die NFTs werden in eine Blockchain – eine weltweite Datenliste – eingetragen. So ist klar, wer die Rechte an welchem Werk hält.

NFTs gibt es in vielen Bereichen, nicht nur beim Handel digitaler Kunstwerke. Experten zufolge machen Kunst-NFTs nur etwa zehn Prozent des weltweiten Markts aus, große Anteile haben zum Beispiel digitale Baseball-Sammelkarten oder NFTs in Videospielen. Du kannst zum Beispiel auch ein Stück Land in einem Videospiel für viel Geld kaufen (für echtes Geld, auch wenn du in Kryptowährung zahlst) und es wird per NFT festgehalten, dass dieses Stück virtuelles Land tatsächlich dir gehört.

Muss man digitale Kunst ernstnehmen?

Geld für eine Fläche im Videospiel ausgeben: Es fällt leicht, über solche Transaktionen zu lachen – dabei sollte man NFTs in der heutigen Zeit ernst nehmen, wie ein prominentes Beispiel zeigt. 2021 wurde im Auktionshaus „Christie’s“ erstmals ein NFT versteigert, es brachte die Rekordsumme von 69,3 Millionen US-Dollar ein. Damit erlangte der Käufer die Rechte an dem digitalen Werk „Everydays:the First 5000 Days“, das eine Collage aus 5000 digitalen Bildern ist und vom amerikanischen Künstler Beeple stammt.

Ein weiteres Beispiel, das zeigt, wie ernst es echten Fans mit der digitalen Kunst ist: Die Musikerin Grimes – damals noch Freundin von Elon Musik – hat 2021 auf einem Online-Marktplatz mehrere Bilder veröffentlicht, die Fantasy-Motive im Stil ihres Albumcovers zeigten. In einer halben Stunde hat sie damit fast sechs Millionen Dollar verdient. Die Bilder kann sich online jeder anschauen, doch die Rechte liegen per NFT jetzt bei den Käufern – denen das offenbar viel Wert ist.

Wie kannst du in den Hype einsteigen?

Eigentlich sind die Regeln bei digitaler Kunst genau wie bei analogen Werken. Jede und jeder kann zum Künstler werden und eigene Bilder, Installationen oder Videos zum Kauf anbieten – die andere Frage ist, ob Interesse besteht. So ist es einfach, bei einem der vielen Marktplätze für digitale Kunst etwas hochzuladen, gekauft wird nur, was gut ankommt.

Wenn du selbst als Künstlerin aktiv werden möchtest, erstellst du zunächst dein Werk in einem beliebigen Stil. Es kann sich auch um ein Urlaubsfoto handeln – was Kunst ist, entscheidest wie immer du selbst. Wichtig ist es anschließend, einen NFT zu erstellen. Dafür gibt es Plattformen wie Rarible, OpenSea, Nifty Gateway oder Zora. Die Anbieter erstellen NFTs und fügen sie für dich in die Blockchain ein. Dieser Prozess nennt sich prägen oder minten. Für dieses Prägen eines Kunstwerks fallen Gebühren unterschiedlicher Höhe an, die du in Kryptowährung bezahlt, meist in Ether. Du benötigst also außer deinem Kunstwerk eine Kryptowallet mit entsprechendem Guthaben. Anschließend bietest du deine Kunst auf einer der Plattformen an – und wartest ab, ob sich Kunstliebhaber dafür interessieren.

Lohnt es sich, in digitale Kunst zu investieren?

Wie sich der Hype um NFT-Kunst entwickelt, ist nicht abzusehen. Doch gerade ist er groß und wenn du Spaß an Kunst, modernen Möglichkeiten und der digitalen Welt hast, kannst du auch einfach mal ausprobieren, wie es sich anfühlt, digitale Kunst zu erwerben. Und vielleicht steigt der Wert dieses Werks im Laufe der Zeit und du kannst so echten Gewinn mit deiner Kryptokunst machen.

Einer Analyse zufolge sind es vor allem Millennials, die digitale Kunst sammeln. „Art Basel“ und UBS fanden heraus, dass diese Altersgruppe sechsmal mehr Geld auf diesem Markt ausgaben als Boomer (also etwa von 1955 bis 1969 Geborene). Weibliche Sammlerinnen investieren demnach stärker in digitale Kunst als Männer.

Dass sich im florierenden Bereich der Kryptokunst noch viel tut, glauben auch die Experten von „Christie’s“. Nach der Rekord-Versteigerung des Beeple-Werks sagte CEO Guillaume Cerutti in einem Pressestatement: „Wir freuen uns, dass wir zwei Communities von Sammlern, die traditionelle und die digitale, im exakt richtigen Moment zusammengebracht haben.“ Und weiter: „Die Möglichkeiten, die uns in diesem Segment als nächstes erwarten, sind inspirierend.“

Das klingt doch vielversprechend. Vielleicht lohnt es sich also auch für dich, einmal durch digitale Ausstellungsräume zu schlendern – auch wenn es sich beim ersten Mal sicher anders anfühlt als ein klassischer Museumsbesuch am Sonntagnachmittag.