Was aber meint Kopfmensch? Dass wir uns selbst, die meiste Zeit mit unserem Kopf identifizieren und auch definieren. Dabei wird der "Rest" des Körpers (also alles ab dem Hals) als Anhängsel erfahren, obwohl er ja der Großteil von uns ist. Wir sprechen dann von uns und unserem Körper, als wären es zwei getrennte Dinge - anstatt ein ganzheitliches System. Darauf aufbauend, verhalten wir uns im Alltag eher so, als wäre der Körper im Prinzip ein gut funktionierender Dienstleister (auch wenn wir das natürlich nicht gerne zugeben). Das bedeutet im zweiten Schritt häufig auch, dass wir unseren Kopf (also unser Gehirn) maßlos überbewerten und auch überfordern und den "Rest" (unseren Körper) eher abwerten und unterfordern. Wenn wir beispielsweise vor einer Herausforderung stehen, ein Ziel erreichen wollen oder Entscheidungen treffen, dann denken und denken wir, um diese Situation für uns zu lösen.
Um es ganz konkret zu machen, stell dir doch gerne die Frage: Wie genau beanspruchst du deinen Kopf und wie deinen Körper am Tag? Wahrscheinlich hast du extra Termine, damit du überhaupt Mal vom Kopf in den Körper kommst - wir sagen auch gern: „Um uns etwas Gutes zu tun." Da wird also die körperliche Beanspruchung oder Entspannung eher als Belohnung gesehen. Aber auch hier müssen wir erst mal unseren Schweinehund überwinden, um es wirklich zu tun. Vielleicht teilst du meine Erfahrung beim Yoga: Selbst auf der Matte schaltet sich der Kopf heimlich ein, wirft mir einen verstohlen kritischen Blick zu oder will, dass ich mich doch noch ein kleines bisschen mehr anstrenge.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde das ein seltsames modernes (Selbst-) Verständnis, zumal wir alle merken, dass wir uns selbst im Weg stehen und uns blockieren, wenn wir so verkopft sind. Das Bedürfnis nach "mehr fühlen, weniger denken" scheint groß zu sein, denn der Slogan "vom Kopf in den Körper" begegnet mir überall.
Ich möchte dich heute dem Fühlen und Spüren (wieder) ein Stück näherbringen.
Lass uns gleich damit anfangen: Schließe jetzt deine Augen und nimm für einen Moment wahr, was du fühlst. Nimm dir dafür ungefähr eine Minute Zeit (vertrau hier auf deine Uhr) und öffne dann wieder deine Augen.
Wie war dieses Mini-Experiment für dich? Was hast du gefühlt? Die Sitzfläche unter dir oder den T-Shirt-Stoff auf deiner Haut? Waren es Körperempfindungen wie eine Verspannung im Nacken, ein Kribbeln im kleinen Zeh oder das Gluckern des Magens? Oder waren es Gefühle wie Ruhe oder Aufregung? Du merkst direkt: Wir können so viel fühlen und erspüren.
Mich fasziniert diese besondere Form der Intelligenz des Fühlens. Es ist eine Ressource, die wir alle in uns tragen. Dabei ist das, was wir äußerlich wahrnehmen, oft eng mit dem verbunden, was wir innerlich fühlen, wie diese Redewendungen schön verdeutlichen: „Da drin ist ganz schön dicke Luft." „Ich fühlte mich in die Enge getrieben.", „Wo drückt der Schuh?", „Ich konnte die Anspannung spüren.", „Das ist eine echte Wohlfühlatmosphäre" oder „Sie trägt eine ganz schöne Last auf ihren Schultern."
Das Fühlen oder Ertasten über den Sinn steht also im Zusammenhang mit unseren Gefühlen. Zum Beispiel das Gefühl von Liebe durch eine Berührung oder einen Kuss. Dabei spielen natürlich auch die anderen Sinneskanäle eine wichtige Rolle.
Gefühle sind zum Großteil unbewusst und sind damit der Teil des Eisbergs, der unter der Wasseroberfläche liegt. Sie bestimmen unser Verhalten, unser Handeln unsere Kommunikationen, unser Selbstverständnis, unsere Zufriedenheit etc.!Über unsere Gefühle haben andere Menschen ganze Bücher geschrieben und Wissenschaftler beschäftigen sich seit Jahren damit. Du kannst hier tief eintauchen und den Zusammenhang zwischen deinen Gedanken und deinen Gefühlen durchleuchten.
Ich möchte es an dieser Stelle deswegen gerne bei zwei praktischen Impulsen belassen und dich ermutigen, dich neugierig weiter mit dem Thema zu beschäftigen.
Du kannst üben, dir mehr über deine Gefühle bewusst zu werden und wahrzunehmen, welche Auswirkungen sie auf dich und dein Umfeld haben. Hier gilt es wieder dich selbst zu beobachten und den Pauseknopf in deinem Kinofilm zu drücken. Was lernst du dadurch über dich, deine Beziehungen und dein Leben?
Das bewusste Fühlen unterstützt dich langfristig dabei, dich immer stärker mit deiner Intuition oder wie wir es umgangssprachlich nennen: dem eigenen Bauchgefühl zu verbinden. Dein Bauchgefühl ist eine Instanz, ein Kompass, der dich leiten kann - zum Beispiel bei Entscheidungen. Intuition ermöglicht uns eine tiefe Verbindung zu uns selbst. Wenn du dir erlaubst zu fühlen, dann bist du in Resonanz mit dir und dem Außen und hast ein Gespür für die feinen Veränderungen. Diese feinen Veränderungen können ein entscheidender Hinweis sein. Unsere Intuition ist für mich eine Urinstanz, die in der Kombination mit einem wachen Geist aus meiner Sicht unschlagbar ist. Mir ist hier noch wichtig zu sagen, dass es sich beim Bauchgefühl nicht um eine Reaktion aus einem Gefühl (zum Beispiel Euphorie oder Wut) handelt, sondern um eine leisere, beständige Stimme, die uns leitet, wenn die ersten Gefühlsausbrüche vorbei sind.
Und so sind wir bei einem entscheidenden Punkt angelangt. Um zu fühlen, musst du dir zunächst erlauben zu fühlen und deine Gefühle zuzulassen. Das benötigt Vertrauen. Mehr dem zu Vertrauen, was nicht immer direkt sichtbar oder greifbar ist, sondern was du zwischen den Zeilen liest. Es braucht Vertrauen, einem Eindruck nachzugehen und es kostet Mut, ihn nach außen an- bzw. auszusprechen. Das Vertrauen in dich und deine Intelligenz - damit meine ich deine emotionale und körperliche Intelligenz und nicht deinen IQ.
Gefühle sind vielschichtig, oft nicht eindeutig und wie eine Reise ins Unbekannte. Mit meinem Fühlen mache ich mich als Mensch sichtbar, erlebbar und auch angreifbar.
Es unterscheidet uns von Maschinen (die uns mittlerweile im IQ überlegen sind) und verbindet uns mit anderen Lebewesen.
Einige Moment gehen uns wortwörtlich unter die Haut. Sie berühren uns, ja, verändern uns sogar so, dass es auf Zellebene nachzuweisen ist. Wahrscheinlich eine der höchsten Formen der Resonanz. Diese Momente des Spürens schenken uns pure Lebendigkeit - in diesen Momenten erfahren wir, was Mensch sein bedeutet und was dies für ein riesiges Geschenk ist!
Was kannst du nun aktiv tun, um im Alltag ins fühlen zu kommen? Grundsätzlich, indem du:
diesen Sinneskanal förderst und forderst.
deinem Körper eine zentralere Rolle zuschreibst (ihn nicht als getrennten Teil von deinem Selbst wahrnimmst) und du deine körperlichen Bedürfnisse ernst nimmst.
dem inneren Fühlen wieder mehr Raum gibst und auf deine Emotionale Intelligenz vertraust
Pflück dir deinen bunten Blumenstrauß an Inspirationen, die dich ansprechen. Dabei heißt es vor allem: Weniger denken, mehr machen! Einfach ausprobieren und rein ins Spüren! Apropos Blumenstrauß: Gerade ist die schönste Zeit zum Blumenpflücken: der Frühling. Also schenk dir heute ein paar Frühlingsgefühle und mach es dir richtig schön!