29.06.2023
„Go outside to find your inside“, schreibt Bloggerin _mountainaddict__ bei Instagram und bringt damit auf den Punkt, was viele Bergsteigende so sehr lieben: Rauskommen, aufsteigen, alles hinter sich lassen, durchatmen – bei sich selbst ankommen. Bergsport ist angesagt, und wer die vielen Fotos von Touren in den Alpen, Dolomiten oder gar im Himalaya bei Social Media sieht, bekommt sicher selbst gleich bergweh. Wir zeigen dir, warum sich Bergsteigen auf allen Ebenen lohnt.
Du bist an der frischen Luft und bewegst dich: Schon das allein sind zwei Faktoren, die dir unheimlich guttun. Beim Bergsteigen kommt hinzu, dass es eine körperlich anstrengende Betätigung ist, für die du Kraft und Ausdauer brauchst – beides stärkst du gleichzeitig, wenn du regelmäßig in den Bergen bist. Genauso wichtig sind gute Waden- und Oberschenkelmuskeln und eine starke Rückenmuskulatur, diese Bereiche solltest du trainieren, bevor du Touren unternimmst – und während du unterwegs bist, sorgst du hier weiter für Kräftigung.
Der Wanderverband schreibt, dass Wandern glücklich mache und das Denken fördere (weshalb es auch in der Behandlung von Demenz eingesetzt wird). Auch wenn wirkliches Bergsteigen natürlich etwas anderes ist als eine normale Wanderung, lässt sich das in Ansätzen übertragen – und dass Bergsteigen genau wie Wandern glücklich macht, darüber sind sich wohl alle Berg-Fans einig.
Doch du solltest auch die körperlichen Risiken im Blick haben, wenn du Berge erklimmen möchtest: Besonders herausfordernd werden Bergtouren in großen Höhen: Vor allem ab 1500 Metern über dem Meeresspiegel können unter anderem eine höhere Herzfrequenz und oxidativer Stress auftreten. Außerdem kann es durch Bergsport und vor allem durch steiles Bergabgehen zu einer großen Belastung der Gelenke kommen (besonders Sprung-, Knie- und Hüftgelenk). Deshalb ist es wichtig, die Gelenke zu schützen – unter anderem durch Krafttraining, ein nicht zu hohes Körpergewicht und einen gesunden Lebensstil.
Wir alle müssen irgendwann „einfach mal raus“ (und falls du hochsensibel bist, gilt das für dich sicher umso stärker). Bergsteigen ist dafür eine sehr gute Möglichkeit: Du lässt buchstäblich den Alltag hinter bzw. unter dir. Du fokussierst dich nur auf deine Tour, du bist umgeben von reiner Natur – und du erlebst immer wieder Herausforderungen, die du bewältigst. Deshalb führt Bergsteigen dem Alpenverein zufolge zu einer hohen Selbstwirksamkeit in verschiedenen Situationen.
Beim Bergsteigen ist es extrem wichtig, dass du dich selbst und deine Leistungsfähigkeit gut einschätzt. Der Sport steigt also deine Fähigkeit, dich mit dir selbst auseinanderzusetzen, dich zu reflektieren und – falls nötig – deine eigenen Ansprüche zu modifizieren.
„Das Bergsteigen ist der einzige Sport, bei dem ich streckenweise an wirklich gar nichts denke“, schreibt „Bergwelten“-Redakteurin Ina in einem Online-Artikel. „Mein Kopf wird ganz leer, die Zeit schrumpft auf einen einzigen fließenden Augenblick zusammen. In der Psychologie wird dieses Erleben auch ‚Flow‘ genannt: ein Zustand völliger Vertiefung, der das Zeitgefühl außer Kraft setzt und fast schon meditative Züge trägt. Suchtfaktor: hoch!“ Klingt verlockend, oder?
Außerdem führe die Zeit oben in den Bergen dazu, dass wir uns selbst weniger wichtig nehmen. Die eigenen Sorgen und Probleme erscheinen plötzlich viel kleiner und das sei „unheimlich befreiend.“
Dass eine herausfordernde Tour in den Bergen den Blick weitet und neue Perspektiven eröffnen kann, machen sich auch Coaches zunutze. Es gibt Anbieter, die mit ihren Coachees gezielt in die Berge gehen, um dort über Herausforderungen zu sprechen und neue Lösungsansätze zu finden. Auf diesen Ansatz setzen zum Beispiel Jan Mersch und Pauli Trenkwalder, die Psychologen und Bergführer sind. Sie schreiben: „Unsere Couch ist der Berg. Wir treten mit Ihnen heraus aus dem Alltag. Wir gehen mit Ihnen in die Berge. Wir unterstützen Sie beim Nachdenken. Das gemeinsame Gespräch erweitert den Blick. Wir nehmen Sie ans Seil, damit Sie nicht abstürzen.“
Natürlich gibt es das nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Teams – denn gerade in den Bergen ist nichts so wichtig wie eine gut funktionierende Zusammenarbeit. Auch das ist ein positiver Effekt des Bergsteigens: Du lernst, dich auf andere zu verlassen, und du erkennst, mit wem zusammen du auch in herausfordernden Situationen besonders gut harmonierst. Und mit wem es besonders viel Spaß macht, das überragende Gefühl auf dem Gipfel zu erleben. Das kannst du sicher auch auf das restliche Leben zwischen den Bergtouren übertragen.
Wer es wirklich ernst meint mit dem Bergsteigen und mit besonders schwierigen Touren, der verlässt sich nicht auf die nachträgliche mentale Stärkung durch die Berge – sondern bereitet sich vorher mit Mentaltraining vor. In der Profiszene ist das längst angekommen, dort lernen Bergsteiger:innen, wie sie sich bestmöglich konzentrieren können, wie sie es schaffen, Anspannung abzuwerfen, wie sie sich weiter motivieren und anspornen, ohne die Kontrolle zu verlieren. Wie können sie den Fokus behalten, wenn es wirklich darauf ankommt?
Wer das gelernt hat und dann auch noch regelmäßig die Schönheit der Berge genießt, den kann so schnell wohl nichts aus der Balance bringen. Und falls du jetzt auch Lust aufs Bergsteigen bekommen hast – oder noch mehr Inspiration benötigst – zeigen wir doch einige beeindruckende Instagram-Bilder vom Bergsteigen – passenderweise haben wir sie unter dem Hashtag #bergsteigenmachtglücklich entdeckt.