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Frau bei der Arbeit

Mythos: Selbst & ständig

Was ist dran?
Text: Carina Rother
Fotos: Genki Magazin, PULS good stuff, #SheDoesFuture
15.06.2021
Du hast den folgenden Satz bestimmt schon mehrfach gehört „Selbstständig sein, bedeutet selbst und ständig zu arbeiten“, oder? Ehrlicherweise, triggert mich dieser schon seit unserer ersten Begegnung. Vor allem das „ständig“. Warum muss als Selbstständige:r ständig gearbeitet werden? Ist es wirklich so? Wir gehen der Sache auf den Grund, um zu erfahren, was wirklich dran ist.

Der Faktor: Selbst

Abhängig von der gewählten Selbstständigkeitsform und der Branche ist an dem „Selbst“ natürlich etwas Wahres dran. Vor allem in der Anfangszeit ist der eigene Einsatz mehr denn je gefragt und wirklich elementar. Wir gehen davon aus, dass man mit der bewussten Entscheidung für eine Selbstständigkeit, sich Selbst von Herzen gern einbringt. Hinter der Entscheidung steckt oft eine Vision, die man in die Welt tragen möchte. 

Hier teile ich auch gern meine eigenen Erfahrungen: Genki Magazin habe ich alleine gegründet. Ich bin aktuell mehrere Personen gleichzeitig: Redakteurin, Social Media Managerin, Finanzabteilung, Sales-Managerin etc. Gleichzeitig stehe ich, als Carina, auch für das Magazin. Mein Selbst ist also ziemlich gefragt. All diese Aufgaben übernehme ich sehr gern: Genki ist mein Herzensprojekt. Doch bin ich ein Mensch, der grundsätzlich zwischendurch Ruhephasen benötigt, um volle Power geben zu können. Vielleicht sogar mehr Ruhe als andere. Um also alle Aufgaben zu bewältigen, brauche ich Struktur und einen Flow. An manchen Tagen klappt es ganz gut, an manchen auch weniger. Natürlich bin ich auch sehr dankbar für das großartige Team, wenn es um unsere Redaktion geht. Hier sorgen fantastische Frauen, dass du regelmäßig zu unseren Themen [Persönliche Weiterentwicklung, Lifestyle, moderne Spiritualität].

Der Faktor: Ständig

Kommen wir zu der Komponente, die wir besonders beleuchten möchten: dem ständigen arbeiten.
Statistiken von Destatis
zeigen Selbständige arbeiten am häufigsten mehr als 48 Stunden. 46,3 % aller Selbstständigen arbeiten besonders lang. Selbstständige mit Beschäftigten (57,0 %) sogar wesentlich öfter als Solo-Selbstständige (33,6 %). 

Wie sieht die Realität aus? Wir haben zwei selbstständige Frauen – mit und ohne Angestellte – zum Thema befragt:

Anne, Gründerin von PULS good stuff

Anne, Gründerin und Geschäftsführerin von PULS good stuff arbeitet in der Woche zwischen 30 und 60 Stunden. Mit PULS hat Anne mit ihren Co-Founderinnen ein Label, als Community und für einen nachhaltigen Lifestyle. Es gibt ressourcen-schonende Produkte, die alles andere als „Ökostyle“ sind, sondern rücksichtsvoller Konsum mit BÄM. Anne ist auch Fotografin und Innenarchitektin. Ihre Stundenanzahl variiert dann, wenn es viele parallele Projekte gibt. 

Als Gründerin arbeitet die Mainzerin eigentlich von überall. "Das tolle ist für mich, dass ich im selbständigen Arbeit, Freizeit und die Bedürfnisse von mir und meiner Familie vereinen kann", betont sie. Mit der Selbständigkeit hat Anne ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht habe. "Man könnte aus einer anderen Perspektive sagen, dass ich nie arbeite", fährt sie fort. Auf die Frage, wie sie sich Struktur schafft antwortet sie: "Mit meinem Kalender. Ohne den geht nichts. Außerdem über Routinen wie Yoga (jeden Morgen) und mit dem Hund spazieren gehen."

Sonja O`Reilly, Co-Gründerin SheDoesFuture

Sonja ist Co-Gründerin von #SheDoesFuture, eine Organisation mit der Idee, dass jedes Mädchen wertvolle Eigenschaften hat, die es zu entwickeln und stärken gilt und mit dem Selbstbewusstsein, ihren eigenen Wert zu kennen, seine beruflichen und persönlichen Ziele erreichen kann. Mit ihrem Angebot aus den Bereichen Bildung, Bewegung und Gemeinschaft stärken sie Mädchen nachhaltig und begleiten sie in der Vorbereitung auf ihre Zukunft. 

Die Gründerin arbeitet in der Regel 60 Stunden in der Woche. Wir haben Sonja gefragt, wie sie damit umgeht. Ihre Antwort: "Es ist großartig, etwas mit den eigenen Fähigkeiten und Ideen zu erschaffen. Jeder Mensch möchte, dass die eigene Arbeit einen Wert hat – für ein Projekt, ein Unternehmen, andere Menschen. Wir wünschen uns Respekt, Liebe und Anerkennung für unsere Leistung. Dazu kommt dann noch der zufriedenstellende Faktor, wenn man davon auch leben kann. Die Selbstständigkeit ist ein Weg, die eigenen Fähigkeiten auszuleben. Das geht natürlich genauso in einem Angestelltenverhältnis. Wichtig ist das Gefühl, etwas beitragen zu können und wertvoll zu sein. Für mich persönlich ist in einer Selbstständigkeit das Maximum dessen erreicht."

Bei einer 60 Stunden Woche müssen die Tage gut strukturiert sein. Sonja schafft sich diese, in dem sie zu allererst die Dinge festlegt, die die Gründerin am Tag oder in der Woche, definitiv erreichen möchte. Gemäß dem Eat-the-Frog Prinzip, arbeitet sie wichtiges und unangenehmes zuerst ab, um es nicht vor sich herzuschieben. Darüber hinaus delegiert sie, wo es nur möglich ist, um sich selbst Freiräume zu schaffen. "Freiräume nehme ich mir bewusst", betont sie. "Wenn ich merke, ich muss mich besser alleine konzentrieren, wechsle ich den Platz, sorge für Ruhe und Unerreichbarkeit für eine bestimmte Zeit."

Logos statt Mythos

Wir haben mit Anne und Sonja gesprochen und wie du gerade gelesen hast, arbeiten sie tendenziell deutlich mehr Stunden als die klassische 40-Stunden-Woche es vorsieht. 


Selbst und ständig ist auf Basis der Statistiken und unserer Interviews also ein Logos und kein Mythos.

Wie es aber mit allem ist, du bist die Frau der Lage, die Schöpferin deines Lebens. Du entscheidest, ob du das Pensum an Stunden (welches es auch in deinem Fall ist) leisten möchtest und auch kannst. Wichtig ist, dass du dich wohl fühlst und tust, was dich glücklich macht. Finde eine Lösung für dich!