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„Ich liebe es Menschen voran-zubringen.“

Elisabeth Mauracher im Interview
Text: Carina Rother
Fotos: Elisabeth Mauracher
15.04.2021
Elisabeth Mauracher
Als junge Unternehmerin und Geschäftsführerin des ausgezeichneten Ayurveda Resort Sonnhof in Österreich hat Elisabeth Mauracher besondere Führungsqualitäten, ist mutig und bewahrt Balance. Sie gibt wertvolle Tipps, wie sich modernes Ayurveda Schritt für Schritt in das alltägliche Leben integrieren lässt.

Genki hat sehr viele positive Bedeutungen wie Lebensfreude und Energie. Wie kommst du in deine Energie?

Es ist das Wichtigste bewusst in den Tag zu starten und auch wieder auszusteigen. Ich übe mich täglich in Gedankenhygiene und schaue frei von Gedanken den Tag zu beginnen und zu beenden.
Wie mache ich das: Ich gehe raus, schreibe meine Gedanken nieder, versuche den Rucksack so klein wie möglich zu halten, um voller Energie zu sein. Am Morgen stehe ich zeitig auf, mache meine Morgenroutine – die sich abwechseln darf: von einem Spaziergang, über eine Yogaeinheit oder eine Dankbarkeitsübung hin zu einer Meditation (geführt oder selbstständig). Ich frage mich jeden Tag erneut, was ich in diesem Moment brauche.

Mein Leitsatz bei meinen Routinen ist: Einmal ist keinmal. Es geht nicht um die Dauer des Ganzen, es geht um die Intention.

Wofür bist du dankbar?

Dafür, dass ich meine Berufung lebe, für mein Leben, das ich da bin. Neben der Dankbarkeitsübung versuche ich auch jeden Tag Glaubenssätze zu reflektieren: Es ist nicht immer alles richtig, was wir denken.


Elisabeth Mauracher, Unternehmerin 

Arbeit ist immer etwas sehr Persönliches. Wer ist Elisabeth?

Ich liebe es mit Menschen zu arbeiten und zu sein. Gerne schaffe ich einen Raum – wie in unserem Hotel – in dem sich Personen treffen können und gleichzeitig Heilung passiert. Dazu tragen alle unsere Gäste und Mitarbeiter bei.

Auch erfüllt es mich Menschen voranzubringen: Ganz gleich, ob sie ein Problem haben und dies lösen möchten oder aber ihr Potenzial hervorheben möchten. Das kann ich im Hotel ausleben und sehe den Erfolg, wenn unsere Gäste wie eine Raupe zu einem Schmetterling werden.

Was mich als Frau in einer Führungsrolle ausmacht, ist der Umgang mit meinen Angestellten. Es ist oft eine Herausforderung zu schauen, dass es für alle gilt. Hier darf ich und dürfen auch alle anderen Frauen lernen voller Klarheit und Demut Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren. Ich begegne meinen Mitarbeitern auf Augenhöhe und sehr wertschätzend.

Sehr schön. Ich denke wir Frauen können sehr viel verändern mit unserer weiblichen Energie, mit dem weiblichen Flow – den wir bereits von der Natur mitbekommen haben.

Richtig, nicht immer „schneller, höher, weiter“ zu verfolgen, sondern auch mal mit dem zufrieden sein, was man hat und aus der gegebenen Situation das Beste zu machen. Und: genießen. Wenn du nicht genießt, dann bist du im Mangel und wirst nicht glücklich und auch nicht erfüllt.

Darin liegt der Zauber des Ganzen: Im Hier und Jetzt zu sein.

Ja, absolut und auch bei sich zu bleiben. Nicht in den Vergleich mit anderen Personen zu gehen. Auch das macht nicht glücklich. Es ist zwar immer leichter zu anderen zu schauen, aber das erfüllt nicht.

Du schreibst in deiner Vorstellung auf der Website des Hotels, dass du eine Symbiose aus zwei Welten benötigst: etwas Bodenständiges und etwas Beflügelndes. Warum ist das für dich von großer Bedeutung?

Aus astrologischer Sicht wechseln wir gerade (Anm. d. Red.: Wir führten das Interview im Januar 2021) zur Luftepoche. Dadurch wird sich sehr viel sehr schnell ändern. Die Welt wird flexibler und kreativer. Um das in die Wirkung zu bringen, braucht es immer eine gewisse Erdung.

Ich habe für mich gemerkt, dass Yoga oder Meditation und viele andere spirituelle Praktiken nichts bringen, wenn wir es nicht auf die Straße bringen. Wissen und Tun, Feinstoffliches und Materie braucht es Wurzeln und Flügel.

Die Balance macht uns erfolgreich. Ebenso wie bei der Symbiose aus Mann und Frau. Wir alle haben und brauchen sowohl die männlichen als auch die weiblichen Energien. Wenn man nach Ayurveda geht: Da gibt es auch Typen Vata, Pitta und Kapha – die nach den Elementen ausgerichtet sind. Auch hier heißt es, dass jeder Mensch jedes Element in sich trägt.

Auch hier kommt es auf die Balance an.

Ganz genau. In einer Berufssituation benötigt man wahrscheinlich mehr Feuer (mehr Pitta) – was bedeutet etwas in Gang zu bringen. Wenn man ein kreatives Projekt entwirft, ist die Luftenergie vorherrschender. Das muss aber auch auf die Erde geholt werden – dafür die Kapha-Energie notwendig. Sie gibt Geduld und Durchhaltevermögen.

Sehr spannend, wie bewusst du dies in deinem Leben lebst. Das ist etwas, was unsere Leser:innen für sich mitnehmen können.

Du hast gerade die Astrologie angesprochen: Spielt diese für dich auch eine wichtige Rolle?

Ja, ich beschäftige mich mit der Astrologie. Sie fasziniert mich sehr: Alles ist Energie – das ist logisch. Ein Planet wirkt auf Menschen ein oder hat eine Wirkung wie Planeten zueinander stehen. Toll! Ich finde es vor allem spannend, wenn man diese verschiedenen Energien bemerkt ohne nachgeschaut zu haben. Wenn man weiß, heute liegt irgendwas in der Luft. Diesen astrologischen Rückenwind kann man sehr gut für sich nutzen.

Im Jahr 2021 darf sich sehr viel verändern. Die Sterne unterstützen uns vor allem jetzt Visionen und Projekte umzusetzen. Hast du konkrete Visionen für das Jahr 2021?

Wir wollen auch die Möglichkeit nutzen, uns digitaler aufzustellen. Heißt bisherige Angebote – wie Coachings, Beratung sowie neue European Ayurveda Produkte – auch digital anzubieten. Darüber hinaus möchte ich sehr gern auch ein Buch schreiben. Die Dynamik des Jahres zu nutzen und dem Prozess nachgehen, des Alten loslassen und Neues zulassen, ist auch eine Vision.

Das bedeutet auch aus seiner Komfortzone rauszugehen. Aber auch Ungewissenheit und viel Innenschau.

Wenn wir vom „Inneren“ sprechen: Lass uns über deine Erinnerungen sprechen. Du hast schon in vielen Hotels gearbeitet. Gibt es eine Geschichte, die dich persönlich geprägt hat?

Ich hatte ein AHA-Erlebnis. Grundsätzlich wollte ich nie ein „normales“ Hotel haben. Meine Mutter hat vor 20 Jahren entschieden, dass sie Ayurveda in unser Hotel integrieren möchte. Das war für mich der Game-Changer. Ein Aufenthalt bei uns ist damit ein Urlaub, der nachhaltig ist und in dem man seine Persönlichkeit weiterentwickeln kann. Anschließend können unsere Gäste in ihrem Leben etwas aktiv verändern und integrieren, was sie bei uns gelernt haben.

Ist es auch das, was dich im Beruf glücklich macht?

Ja, absolut. Es ist mein Motor zu sehen, was Menschen auch in kurzer Zeit (in 7 oder 14 Tagen) erreichen kann. Gleichzeitig macht mich der Domino-Effekt dahinter sehr glücklich: Wenn ein glücklicher Gast das Hotel verlässt, dann wirkt sich der Gemütszustand ebenfalls auf Freunde und Familie aus.

Hast du Begleiter in deinem Alltag?

Ich mag Düfte sehr gerne. Überall habe ich verschiedene Sprays stehen, um sie immer griffbereit zu haben. Auch Räucherstäbchen begleiten mich. Ebenso wie Steine oder mein Journal.

Düfte sind in unserem Magazin auch ein sehr großes Thema. Sie sagen so viel aus.

Ja, viele wissen gar nicht wie groß die Wirkung von Düften ist.

Wie du vorhin erwähnt hast, schenkt ihr euren Gästen ein nachhaltiges Erlebnis. Was ist euer Geheimnis, wie macht ihr das?

Mit Herzlichkeit – so schaffen wir einen Ort der Geborgenheit, die sehr viele Gäste suchen. Viele Gästen beschreiben den Aufenthalt als ein Erlebnis „in einer anderen Welt“. Wir kümmern uns um sie. Das Gefühl ist, so haben wir es festgestellt, vor allem für Frauen sehr wichtig. Oft sind es nämlich sie, die anderen Aufmerksamkeit schenken und nach deren Wohlbefinden schauen. Dabei kommen sie zu kurz. Das ist bei uns anders.
Auch erfahren Gäste bei uns Leichtigkeit und Motivation. Viele kommen mit einer großen Schwere, die sie bei uns transformieren dürfen.

Erlebt man dich auch im Hotel?

Ich bin natürlich auch präsent, aber vorrangig erleben Gäste unserer Mitarbeiter:innen. Gäste, die sich entscheiden eine Kur bei uns zu machen, sind unseren Mitarbeitern sehr nah. Sie verbringen zahlreiche Stunden mit unseren Mitarbeitern und Therapeuten. Sie fühlen sich auch wohl, weil sie mit Gleichgesinnten zusammen sind. Das verändert ebenfalls das Gemüt.

Wie kommst du im Hintergrund zu neuen Ideen und wie sieht dein Alltag aus – sofern du einen hast?

Wenn ich in die Natur gehe, dann komme ich zu neuen Ideen oder wenn ich selbst im Urlaub bin. An der Ideenfindung hapert es bei mir nicht. Ich brauche nur meinen Rückzug, um kreativ zu sein.

Ist das auch das Geheimnis, warum das Hotel so erfolgreich ist?

Ja, es ist sicher so, dass unsere stetige Weiterentwicklung zu unserem Erfolg beiträgt. Natürlich ist es auch unser aller Mindset. Je klarer und bewusster du dir über deine Gedanken bist, desto deutlicher passiert dies auch im Außen. Deswegen nehme ich mir oft 15 Minuten zum Träumen und manifestiere mir meine Wünsche. Es kommt nicht immer von heute auf morgen, aber es kommt, wenn es passt.

Wie hast du dich auf dem Weg des Hotels weiterentwickelt? Was waren große Learnings für dich?

Ich glaube, das Hotel entwickelt sich immer mit mir. Ich bin der erste Schritt und nehme im zweiten das Hotel mit. Als meine Mutter verstorben ist, habe ich mich intensiv weiterentwickelt: Ich bin sehr bewusst in die Eigenverantwortung gegangen und habe Verantwortung auch für das Hotel übernommen. Ich fragte mich, wie ich das Hotel führen möchte und welche Bedürfnisse ich habe, die es immer zu kommunizieren gilt. Klare Kommunikation musste ich erst einmal lernen. Genauso wie meinen Mut und mein Selbstvertrauen zu festigen, so dass ich immer noch da stehe, wenn der Wind einmal härter bläst.

Der Stirnölguss

Schön, dass du „Mut“ ansprichst. Genki bedeutet aus dem Japanischen übersetzt Mut. Erinnerst du dich an einen mutigen Moment aus deinem Leben?

Ja, ich erinnere mich. Ich war 22 Jahre alt. Mir ging es nicht so gut. Ich habe damals eine -Mess-Bioresonanz gemacht und von 100 möglichen Prozenten hatte ich nur 30 Prozent Energie. An diesem Tag habe ich entschieden: So kann es nicht mehr weitergehen. Ich habe beschlossen für mich ein zu stehen, ich selbst zu sein, authentisch zu sein. Ein weiterer mutiger Moment war es, Ayurveda in das Hotel zu integrieren. Wir haben damals einige negative Kommentare erhalten, haben uns davon aber nicht beirren lassen. Zu der Zeit war das Thema sehr weit weg von dem Großteil der Gesellschaft, dennoch haben wir an unser Konzept geglaubt.

Das heißt du hast auch zu diesem Zeitpunkt Ayurveda für dich persönlich entdeckt oder gab es bereits einen früheren Moment?

Ja, genau das ging einher. Ich habe zwar vorher schon Yoga gemacht, aber in der Intensität in der wir Ayurveda dann in unser Leben und in das Hotel gelassen haben, hat es bisher nicht stattgefunden. Ich kam über die Jahre immer mehr rein. Ich habe es in den jungen Jahren nicht zu meinem gemacht.

Was bedeutet Ayurveda jetzt für dich?

Für mich ist es ein gesunder Lebensstil, eine Lebensphilosophie, die sich durch das Leben zieht und viele Erklärungen hat. Es fängt beim Aufstehen an, ist in meine Morgenroutine integriert: Ich trinke zu allererst heißes Wasser, ziehe Öl – das ist für mich Normalität. Was jetzt und zukünftig auch unser Ziel ist, den Menschen das European Ayurveda näher zu bringen und klar zu machen, dass es sich sehr leicht in den Alltag integrieren lässt.

Das ist spannend. Wie lässt sich Ayurveda leicht in den Alltag integrieren? Hast du Tipps für unsere Leser:innen?

Wenn es zu dogmatisch wird, sollte man es lassen. Ayurveda sollte spielerisch stattfinden. Wenn du schon jeden Tag Öl ziehst und einen Zungenschaber verwendest, 10 Minuten Yoga pro Tag machst oder meditierst, Ingwerwasser statt Cola trinkst, dann praktizierst du auch Ayurveda. Viele verstehen die Heilkunde falsch und denken, sie müssen nach einem Schema „arbeiten“.

Das Ziel von Ayurveda ist es, ein glückliches und erfülltes Leben zu leben. Und nicht ständig zu schauen, was richtig oder falsch ist. Im Ayurveda ist nichts verboten: Du kannst alles machen, alles im Maß und Ziel. Das Beste ist, natürlich wenig Fisch und Fleisch zu essen, viel Gemüse und Getreide zu sich zu nehmen, sich abwechslungsreich zu ernähren.
Und das Essen zu zelebrieren, dafür dankbar sein: beispielsweise den Tisch hübsch einzudecken, das Handy beim Essen wegzulegen, um bewusst zu erleben und zu genießen.
Das haben aber auch schon unsere Großeltern gemacht: In den Krautsalat hat meine Oma Kümmel getan, damit er besser verdaulich ist. Es wurde gebetet vor dem Essen und so die Mahlzeit wertgeschätzt.

Ayurveda hat auch viel mit Ethik zu tun und mit der Frage: Was tut mir gut?

Zusammenfassend können wir also sagen, dass Leichtigkeit im Ayurveda elementar ist.

Absolut. Man muss ja nicht sofort 100 Prozent umsetzen, sondern kann bei 20 Prozent Ayurveda pro Tag beginnen. Das bewegt schon sehr viel.

Genki steht für gute Laune und gute Stimmung? Was macht dir gute Laune?

In dem ich das tue, was mir Spaß macht. Und meine Sicht auf die Dinge: Ich bin Optimistin. Ich liebe den Genuss: Genieße Menschen, die Natur, tolles Essen. Oft sind es Kleinigkeiten, die mich begeistern.

Gibt es abschließend etwas, was du den Leser:innen mit auf den Weg geben möchtest?

Das wir Frauen in unsere Kraft und Stärke gehen und mutig sein sollen für uns einzustehen. Und das ein erfülltes Leben mit unserem einzigartigen Weg einhergeht.

Vielen Dank für deine Worte und Zeit, Lisa!