Eine allgemeingültige Definition für Female Empowerment? Diese ist sehr schwer zu finden. Übersetzt bedeutet Empowerment „Ermächtigung“ oder „Stärkung“. Es geht also darum, Frauen zu bestärken in allen Bereichen des Lebens mit Männern gleichzuziehen. Denn leider sind Frauen noch immer oft benachteiligt. Ein Beispiel von vielen ist hier das Thema Finanzen: Frauen werden nach wie vor schlechter als Männer bezahlt – auch wenn sie in der gleichen Position arbeiten.
Seit einigen Jahren wächst gegen die Missstände allerdings die Bewegung des Female Empowerment. Frauen, die bereits mutig und stark sind, nutzen ihre Stimme und setzen sich ein für andere Frauen. Ob als Coach, als Aktivistin oder in Form eines Frauennetzwerks – wie FEMboss, nushu oder Global Digital Women – die sich vor allem darum bemühen Frauen im Business zu bestärken. Ihren Ursprung hat die Bewegung in Amerika und es dauerte seine Zeit bis sie es nach Deutschland, über den großen Teich, geschafft hat. Der Status Quo in Deutschland ist, dass sogar der TV Sender VOX ein Female Empowerment Special bei der Kochsendung „Das perfekte Dinner“ ausgestrahlt hat. Der Trend ist also schon Mainstream?
Katharina Heilen, unsere Interviewpartnerin, ist eine mutige und starke Frau. Ihr Ziel ist es Frauen zu empowern, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.
Es bedeutet zweierlei: Einmal so zu leben, wie es dir gefällt. Das Leben also in die Hand zu nehmen und mutig zu sein. Was ja durchaus auch beängstigend sein kann, weil wir an Grenzen stoßen, die wir uns entweder selbst gesetzt haben oder von der Gesellschaft auferlegt bekommen. Andererseits heißt es für mich, dass was ich gerade geschildert habe, gemeinsam zu machen.
Mit ihnen gemeinsam den Status Quo zu bestreiten, so dass wir alle unseren Weg finden und uns nicht im Weg stehen oder sogar die Ellenbogen ausfahren. Warum nicht vernetzen? Warum nicht krasse Macht nutzen, die wir haben und nur aktivieren müssen. Darin sehe ich so viel Potenzial.
Auch auf meinem eigenen Weg durfte ich erfahren, wie wichtig dieser Zusammenhalt ist, denn mich haben sehr viele Frauen supportet. Das hat mich sehr ermächtigt und ermutigt meinen Weg auch wirklich zu gehen. Zusammenhalt vervielfacht die Power von jedem:r Einzelnen von uns.
Und um etwas zu verändern. In unserem Leben, in vielen anderen Leben und in den Leben der Generationen, die nach uns kommen. Was wir zusammen erreichen, hat das Potenzial. als Standard für andere zu gelten.
Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich die Mädels aufblühen sehe. Einige haben Bücher veröffentlicht. Andere bekommen ihre ersten positiven Kundenreviews, was auch super schön ist. Ich kann dann richtig mitfühlen, weil auch ich weiß, was es zum Beispiel bedeutet, die ersten Kunden zu akquirieren. Ich finde es so toll zu sehen, wenn sich die jungen Frauen hinterfragen und herausfinden, was sie eigentlich möchten, erleben und bewegen und dafür die Extrameile gehen. Das heißt, sie setzen sich neben dem Hauptjob abends noch zwei Stunden hin und arbeiten dafür. Oder veröffentlichen einen Social Media Post, der sie total verletzlich zeigt, weil es ihre Herzensbotschaften sind. Alles was ich sehe, ist einfach nur pures Gänsehaut-Gefühl.
Ganz viele kleine Spielchen, die ich mir im Alltag ausgedacht habe. Auch die Symbole der Raubkatzen. Löwe ist mein Sternzeichen und ich habe so oft Raubkatzen vor meinem Auge. Wenn ich eine im Alltag sehe, als Print oder auf einem Bild, dann grinse ich sofort los. Sogar so offensichtlich, dass ich darauf schon angesprochen wurde. Also habe ich mir überlegt: Wann immer ich eine Raubkatze sehe, dann ist es mein Zeichen, das ich auf dem richtigen Weg bin. Ein klassisches Beispiel für Self fulfilling Prophecy. Es ist bewiesenermaßen so, dass du etwas verstärkt wahrnimmst, wenn du es dir oft vorstellst.
Bis heute weiß tatsächlich auch noch niemand etwas davon. Auch nicht meine Schwester, die mir mal ein Geschenk aus Berlin mitgebracht hat und das war ein goldener Tigerkopf! Das war genau in der Zeit, in der ich so oft an Raubkatzen dachte. Was so verrückt ist und mich letztendlich sehr bestärkt hat.
Abgesehen davon: ganz viele Personen. Jeder Mensch, der auf meinem Weg an mich geglaubt hat, hat mich extrem bestärkt. Ein Beispiel dafür ist mein erster Steuerberater. Ich hatte einen Termin bei ihm am Ende meines ersten Jahres der Selbstständigkeit, und er sagte zu mir, nachdem er meine Unterlagen durschaute: „Du machst das schon ganz gut.“ Ein weiteres Beispiel: Ich war in einem Mentoring-Programm mit dem Wunsch mich selbstständig zu machen, aber ich habe damals noch nicht daran geglaubt, dass es für mich möglich ist. Die Mentorin – die mir zugeordnet wurde, weil sie sich bereits selbstständig machte – glaubte sofort an mich. Für sie war es so klar, dass die Selbstständigkeit mein Weg ist. Sie hatte so eine starke Überzeugung, die auf mich abgefärbt hat. Mit jeder Person, die mir gut zugesprochen hat und an mich geglaubt hat, ist mein Selbstvertrauen gewachsen. Ich könnte dir noch etliche weitere solcher Situationen aufzählen, die mich bis in das Jetzt begleiten. So glaube ich daran, dass alles möglich für mich ist.
Ich bin so optimistisch daher sage ich: Es hat sich schon sehr viel getan, vor allem in den letzten vier bzw. fünf Jahren. Damals war der Begriff mehrheitlich unbekannt und abstrakt im deutschen Raum, heute sieht das schon ganz anders aus. Seither hat sich im Mainstreamverständnis sehr viel getan: TV Sender haben eine Female Empowerment Woche, Coaches setzen sich dafür ein, ganze Magazine drehen sich um die Frauenbewegung. Das heißt allerdings nicht, dass es nichts mehr zu tun gibt. Aber das Thema hat Aufmerksamkeit bekommen. Aufmerksamkeit, die es braucht. Wie die Lösungen für die einzelnen Probleme aussehen, das weiß ich leider nicht. Es wird politische und gesellschaftliche Lösungen geben. Wege, die jeder Einzelne für sich ganz individuell gehen kann.
Es ist also noch etwas zu tun und ich glaube daran, dass wir das zusammen schaffen können. Da ist also wieder mein Optimismus.
Ja, und ich glaube, dass viele gute Menschen auf dieser Welt sind, die gute Absichten haben. Klar, jeder macht Fehler und niemand ist heilig. Aber viele Personen geben sich Mühe und haben in ihrem Leben und Arbeit ein Wertesystem, das sie vertreten.
Deutschland hängt in vielem hinterher, so auch in diesem Thema. Es gibt viele Baustellen, die Aufmerksamkeit und Handlung schon lange brauchen, aber beides nicht bekommen. Ich kann dir nicht fundiert sagen, woran das liegt. Aber ich kann dir meinen persönlichen Eindruck schildern: Als eine Person, deren Wert „Schnelligkeit“ ist, sehe ich, wie langsam es in Deutschland manchmal vorangeht. Nicht in der Start-up-Szene und auch nicht unter Gründerinnen und Gründern. Allerdings bei progressiven Themen, die beispielsweise unsere Innovationskraft fördern würden. Da treffen wir das Land, manchmal Entscheidungen, die uns eher ausbremsen. Was sicherlich mit zahlreichen Faktoren zu tun hat: Bürokratie, Geschichte, Politik.
Das Feedback bekomme ich oft zurück. Ich bin sehr diplomatisch, weil ich immer beide Seiten betrachte. Es gibt kein Schwarz oder Weiß. Abschließend also, die Langsamkeit triggert mich und ist etwas, was ich in meinem Leben nicht haben möchte.
Ich weiß gar nicht, ob Schnelligkeit ein Wert ist.
Das Buch #Girlboss.
Ja? Wie hat es dir gefallen?
Genau so war es auch bei mir. Ich habe das Buch mit 14 Jahren das erste Mal in die Hand genommen. Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, da haben diese Vibes überhaupt nicht existiert. Und dass eine Frau auch noch ein Buch schreibt, gleichzeitig in einem edgy Schreibstil wie Sophia Amoruso es getan hat, war mindblowing für mich. Mir hat es gezeigt, dass es Frauen gibt, die jung, frech und sagen, was sie denken. Die wirklich rausgehen in die Welt. Das hat mich sehr fasziniert. Jahre später, mit Anfang 20, habe ich das Buch erst zu Ende gelesen. Ich wollte es nämlich nicht zu Ende lesen, weil ich es so gut fand. Danach hatte ich so viel Antrieb, mich weiter schlauzumachen. Ich bin ganz langsam in das Thema Female Empowerment eingestiegen und habe erst meinen Blog gegründet, weil ich Redakteurin werden wollte. Und habe mir so ein Projekt neben dem Studium gesucht, das mich wirklich begeistert. Mein Studiengang hat mir gefallen, aber es war nicht zu 100 Prozent meins. Darum war es für mich wichtig außerhalb des Studiums etwas zu machen, worin ich richtig aufgehe.
Der Blog thematisierte zu Beginn Mode, Beauty und Lifestylethemen. Ich habe aber schnell gemerkt, dass mich aber Themen rund um die persönliche Weiterentwicklung und das Female Empowerment mich noch mehr begeistern. Daraus hat sich dann ein bisschen was ergeben.
Wenn ich jetzt hochstapele, dann ist meine große Vision, das, was ich gerade aufgebaut habe, noch weiter auszubauen und noch mehr Frauen zu erreichen – sowohl in der Anzahl als auch in der Qualität und Tiefe. Meine Projekte sollen tiefgründig empowern und bewegen, so wie es das Buch #Girlboss bei mir getan hat. Das natürlich auch auf verschiedenen Wegen. Ich habe einige neue Ideen wie zum Beispiel eine Dokumentation oder andere digitale Formate. Die große Vision ist, das Empowerment mich immer begleiten wird. Allerdings kann ich mir thematische Ergänzungen vorstellen wie Finanzen. Alles, was letztendlich Frauen hilft, mehr Geld, mehr Entscheidungsmacht und Möglichkeiten zu haben.
Ja, genau. Man muss, glaube ich, vier Jahre selbstständig sein und pro Jahr einen Mindestumsatz nachweisen. Ich habe mich dazu auch schon informiert. Anders schwierig wird es, wenn man eine Wohnung mieten möchte. Als Selbstständige:r kann man keinen klassischen Gehaltsnachweis zur Besichtigung mitbringen, also druckt man vielleicht seine Kontoauszüge aus und fühlt sich dabei schlecht. Jetzt kommt das aber: es gibt für alles eine Lösung, einen Weg, um an das eigene Ziel zu kommen. Manchmal muss man dafür einfach Umwege gehen.
Vom Staat wird man definitiv nicht belohnt für seinen Weg, aber vom Leben: doppelt, dreifach, zehnfach.
Hast du eine konkrete Wohnung im Kopf?
So schön. Sag mir Bescheid, wenn es soweit ist.
Es war definitiv ein lang ersehnter Traum. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass es so früh klappt. Für mich war bereits im Grundschulalter klar, dass ich ein Buch schreibe möchte. Als wir einen PC gekauft haben und ich gesehen habe, dass man Wörter eintippen kann, wie in einem Buch geschrieben, war mir klar, es muss auch für mich möglich sein ein Buch zu schreiben. Ich habe es dann lange Zeit nicht bewusst verfolgt, aber es war immer eine Möglichkeit. Hinzukommt, dass ich schon sehr lange sehr gerne schreibe. Also war der Gedanke des eigenen Buches nicht so weit weg.
Ja, gerne teile ich den Tipp zu den Symbolen, über den wir vorhin gesprochen haben. Eine schöne Übung, die so ähnlich auch im Buch vorkommt, ist es, sich ein Symbol zu suchen, das von Herzen kommt. Das einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert und dafür steht, dass man auf dem richtigen Weg ist. Man kann daraus im Alltag ein kleines Spiel machen, für das man keine Hilfsmittel benötigt. Wenn man das Symbol, ob es eine Zahl, ein rotes Auto oder ein Tier ist, für sich festgelegt hat, ändert sich sofort die eigene Wahrnehmung. Die Arbeit für das Herzensthema macht somit noch mehr Spaß und das Symbol gibt unwahrscheinlich viel Kraft sowie Selbstbewusstsein. Das Spiel an sich macht aber auch Spaß, weil es einfach leicht ist.
Was war deine erste Idee?
Wenn die Giraffe deine erste Idee war, dann ist sie perfekt. Ich kenne auch niemanden, der so über eine Giraffe und ihre Wimpern spricht. Das scheint dich an diesem Tier sehr zu berühren.
Halte mich auf dem Laufenden.
Wenn man sich bereits empowert fühlt, dann ist mein Tipp: direkt umsetzen! Wenn du an deine Idee denkst, was kannst du nach der Klasse oder nach dem Buch als Erstes machen. Um ein Beispiel zu nennen: Das kann sein, dass du dir bewusst Zeit nimmst, zu überlegen, was dein Herzensthema ist. Wenn du ein Buch schreiben möchtest, könntest du darüber nachdenken, welche Kapitel Teil deiner Veröffentlichung sein sollen. Es gibt ganz viele erste Schritte, die nicht riesengroß sein müssen. Wenn man handelt, kommt man in den Flow und der Vibe bleibt oben.
Wenn man noch keine Class besucht oder Bücher gelesen hat, dann wäre das der erste Schritt: sich etwas zu suchen, was einen auf den Weg bringt. Das kann auch der Austausch mit Freund:innen sein.
Total! So machst du ja auch neue Erfahrungen, die dich wieder bestärken und motivieren, weil du Erfolge siehst. Es sind oft die kleinen Sachen, die uns nur rund fünf Minuten kosten, aber einen großen Unterschied machen, weil wir uns dann gut fühlen und dranbleiben.
Heute. Mir fällt es immer noch sehr schwach meine eigenen Grenzen zu stecken und zu kommunizieren. Wenn mich also jemand anspricht, wie heute, dann freue ich mich. Auch nehme ich mir gerne Zeit mit fremden Menschen zu quatschen. Irgendwann möchte ich aber meine Zeit wieder für mich haben. Es fällt mir dann so schwer das zu kommunizieren. Heute habe ich es aber geschafft. Ich war sehr klar in meiner Kommunikation und in meiner Körpersprache. Das war für mich ein Moment, in dem ich kurz mutig sein musste. Ich wusste, dass ich mir etwas Gutes tue und auch niemandem etwas schuldig bin.
Mir gehen so viele Sachen durch den Kopf. Wenn ich es auf eine Sache reduzieren müsste: Entscheidungen zu treffen. Zu entscheiden, das ist jetzt für mich möglich. Zu entscheiden, dass ich keine Zeit mehr habe. Zu entscheiden, dass die Selbstständigkeit für mich möglich ist, zu entscheiden, wie ich mein Leben verbringen möchte. Entscheiden zu dürfen ist ein Geschenk, das mir Kraft gibt. Entscheidungen, die mich challengen, die mich aber auch hierhergebracht haben. Seitdem ich ganz bewusst entscheide, habe ich das Gefühl, es fügt sich alles viel schneller als gedacht – weil ich entscheide und mich ernst nehme.