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Super soft und praktisch – Fakten über Bio-Baumwolle

Text: Jenni Koutni
Fotos: PR
17.10.2023
Bio-Baumwolle
„Baumwolle zählt zu den größten Wasserverbrauchern der Modeindustrie“ – Headlines wie diese sorgten in den vergangenen Jahren für Verunsicherung. Da dachte man, mit dem T-Shirt aus einem Naturmaterial eine kluge Wahl getroffen zu haben, und nun das. Können wir Baumwolle mit gutem Gewissen kaufen und wenn ja, welche? Und was sind überhaupt die Unterschiede zwischen Baumwolle und Bio-Baumwolle? Finden wir’s heraus!

Kaum ein Material hat so viele Vorteile wie Baumwolle und ist dabei so unkompliziert. Weich und atmungsaktiv schmiegt sich Kleidung aus diesem Naturmaterial auch an sehr sensible Haut, kratzt nicht und ist zu erschwinglichen Preisen erhältlich. Wer bewusst kaufen möchte, greift am besten zu Bio-Baumwolle, denn die ist besser für Umwelt und Produzent:innen. So zumindest die gängige Meinung. Um zu erfahren, ob das auch wirklich richtig ist, müssen wir zurück zum Ursprung der Baumwolle reisen.

Die Reise der Baumwolle

Vom kleinen Samen zum fertigen T-Shirt im Store legt Baumwolle eine lange Reise zurück. Also zurück auf Anfang. Da sie es gern warm hat, wird Baumwolle meist in den heißen Tropen und Subtropen angebaut. Die Pflanze benötigt nach der Aussaat einiges an Feuchtigkeit, ist ab der Reifephase aber äußerst genügsam und trockenheitsresistent. Der wassersparende Regenfeldbau, bei dem die Natur selbst die Bewässerung übernimmt, macht daher etwa 50 % der weltweiten Baumwollproduktion aus. Logischerweise, denn Anbaugebiete wie Afrika und Indien sind von kleinbäuerlichen Strukturen geprägt und regelmäßige Stromversorgung ist nicht immer garantiert.

Man ist also schlicht auf Regen zur Bewässerung angewiesen. Israel übernimmt hier eine Vorreiterrolle: Hier gibt es fortschrittliche Projekte, die auf effiziente Bewässerungstechniken und kluge Wasserwiederaufbereitung setzen, die sogar Pestizideinsatz unnötig machen. Global gesehen, liegt der Wasserverbrauch durch Baumwolle laut der 2015 von Cotton Incorporated durchgeführten Studie bei 1560 Litern pro Kilogramm Faser. Die Studie basiert auf Daten aus den Anbauregionen USA, Indien, China und Australien und entspricht der normalen Größenordnung vieler anderer Agrarprodukte. Unter allen gängigen Feldfrüchten wie beispielsweise Weizen oder Mais verbrauchen Baumwollpflanzen nämlich am wenigsten Wasser. Auf Baumwolle entfallen also lediglich 3% des weltweiten landwirtschaftlichen Wasserbedarfs, biologische und konventionelle Baumwollpflanzen verbrauchen dabei annähernd gleich viel. Geht man nach den Zahlen, wirkt die Auswirkung des weltweiten Baumwollanbaus also gar nicht mal so schlimm.

Bio-Baumwolle_Armedangels
by Armedangels
Bio-Baumwolle_Lanius
by Lanius
Bio-Baumwolle_Armedangels
by Armedangels
Bio-Baumwolle_Kings of Indigo
by Kings of Indigo

Die Menge macht das Gift

Warum Baumwolle für Klima-Expert*innen dennoch ein problematisches Thema ist? Weil unser Konsum dieses Rohstoffs einfach so riesig ist. Auch wenn der Wasserverbrauch einer Pflanze nicht so tragisch klingt, gemessen auf die schiere Menge an Baumwollprodukten, die weltweit angeboten werden, ist er enorm. Durch die große Nachfrage wird nun auch in Gebieten angebaut, wo natürliche Bewässerung nicht ausreicht und dadurch mit kostbarem Trinkwasser bewässert wird. Obwohl das zwar auch Bio-Baumwolle betrifft, sorgt diese für gesündere Böden beim Anbau. Niederschläge können somit in den Pflanzen gespeichert werden und fließen nicht gleich wieder vom Feld ab, weil der Boden sie nicht mehr aufnehmen kann.

Beim konventionellen Anbau mit gentechnisch veränderten Pflanzen kommen chemischer Pestizide zum Einsatz, die den Organismen im Boden sowie der Gesundheit der Farmer:innen schaden. Sie vermindern die Artenvielfalt der Natur auf und rund um die Felder und somit auch Widerstandsfähigkeit gegen Klimaveränderungen. Gerade Bio-Pflanzen, von denen wir in Zukunft weit mehr bräuchten, kommen mit den unnatürlichen Wetterbedingungen durch den Klimawandel leider noch schlechter zurecht als künstlich modifizierte.

Die große Nachfrage für Baumwolle hat aber auch soziale Auswirkungen: Früher Eigentum von Farmer:innen, wurde das Saatgut heute durch gentechnische Veränderung monopolisiert. Die Folge: Menschen müssen Saat, Pestizid und Dünger ankaufen und sich verschulden. Damit kommt es zu Abhängigkeit und einer noch schärferen Schieflage zwischen Reich und Arm.

Man sieht: In so einem T-Shirt aus Baumwolle steckt viel mehr, als man denkt. Mehr Geschichte, mehr Verantwortung und vor allem mehr Anreiz, beim nächsten Kauf einen Moment länger zu überlegen, ob man nicht doch zur Bio-Variante greift.

Bio-Baumwollguide

Expert*innen zufolge, übersteigt die Zahl der aktuell verkauften Bio-Baumwolltextilien die Summe der tatsächlich angebauten Bio-Baumwolle. Was also tun, wenn ihr bewusst shoppen und sichergehen möchtet, dass ihr wirklich Bio kauft? Erste Regel ist natürlich genau zu überlegen, ob ihr das neue Teil denn wirklich braucht. Denn das nachhaltigste Kleidungsstück ist jenes, das ihr bereits besitzt. Die strengsten Siegel, die fair und biologisch angebaute Baumwolle garantieren sind „Naturtextil iVn Zertifiziert Best“, der „Global Organic Textile Standard“, „Cotton made in Africa“ sowie die „Better Cotton Initiative“. Mit ihnen geht ihr sicher, dass das neue Baumwoll-Stück auch hält, was es verspricht.