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Stressmanagement für Hochsensible

Tipps und Strategien zur Stärkung der Stressresilienz
Text: Carina Rother
Fotos: Unsplash
11.04.2023
Frau mit Zopf
Es gibt viele Situationen, die Stress im Körper auslösen. Einer davon: Neuanfänge. Aber auch Arbeitsbelastung oder soziale Anforderungen und finanziellen Belastungen sind mögliche Auslöser für Stress im Körper. Hochsensible Menschen sind oft besonders anfällig für stressige Situationen, da sie die Intensität von Stressoren stärker wahrnehmen und ihre Reaktionen darauf ebenfalls intensiver sind. Dadurch können sie schneller überfordert und gestresst sein als normalsensible Menschen.

Was ist Stress?

„Stress ist eine erhöhte Wachsamkeit des ganzen Körpers. Das nennt man in der Fachsprache auch Arousal, was so viel bedeutet wie Aufregung“, schreibt Susan Marletta Hart in ihrem Buch „Hochsensibilität und Stress“ und fährt fort: „Stress ist ein Zusammenspiel von Nervenbahnen, Sinnen, Gehirn, Hormonen, Muskeln und vitalen Organen – der ganze Körper ist involviert.

Wenn der Körper unter Stress steht, setzt er Hormone wie Adrenalin und Cortisol frei, um eine erhöhte Konzentration und schnelle Reaktionszeit zu ermöglichen. Kurzfristiger Stress kann daher eine nützliche Reaktion sein, um in einer gefährlichen Situation schnell zu handeln. Darum gibt es auch eine andere Bezeichnung für Stress: die Kampf-oder-Flucht-Reaktion. Das heißt: Der Körper entscheidet in Sekundenschnelle ob wir Menschen in den Kampf gehen oder ob die Gefahr so groß ist, dass flüchten die bessere Option ist. „Verschiedene Körperteile sind von den Stress- und auch Entspannungsvorgängen betroffen, von der Blase und den Nieren bis hin zu ganz kleinen Drüsen im Gehirn. Die Stoffe werden über die Blutbahn im gesamten Körper verteilt“, so Hart.

Bei einer Stressreaktion von kurzer Dauer koordiniert das sympathische Nervensystem drei Aktionen, die der Körper nacheinander durchläuft:

  • Eine Alarmphase: von kurzer Dauer (Adrenalin und Noradrenalin werden freigesetzt);
  • Eine Widerstandsphase: (rund 20 Min. später ist der Widerstand gegen Stress erhöht, der eigentliche Schutz tritt in Kraft),
  • Eine Erschöpfungsphase: (der Körper kann sich sicher fühlen, alle Aktivitäten werden gestoppt).

Anhaltender oder chronischer Stress kann negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Dazu können beispielsweise körperliche Symptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören. Psychische Symptome können unter anderem Angst, Reizbarkeit, Depression und Burnout sein.

Folgende Eigenschaften sind im hohen Maß dafür bekannt, chronischen Stress bei hochsensiblen Menschen zu erzeugen: Perfektionismus, Ehrgeiz, Leistungsbezogenheit, Eile, nicht „untätig“ sein können, oft zwei Dinge gleichzeitig erledigen, hohes Verantwortungsgefühl, Streben nach Anerkennung anderer, Gefühle schlecht äußern können und noch viele weitere. Erkennst du jene Eigenschaften an dir?

„Im Allgemeinen hat man häufiger mit Situationen zu tun, die nicht dramatisch oder lebensbedrohlich sind und dennoch als (leicht) lebensbedrohlich wahrgenommen werden“, schreibt Hart. In der Uni muss man Referate halten, auf einem Seminar vor großem Publikum sprechen, man verspätet sich bei einem wichtigen Termin.

Wie gehst du mit Stress um? In welchen Situationen flüchtest, kämpfst oder erstarrst du?

    Sichtbare und unsichtbare Reize als Stressauslöser

    Überreizung wird von hochsensiblen Menschen als wichtigste Ursache für Stress genannt“, erklärt Susan Marletta Hart und führt fort „Ich bin da anderer Meinung. Der wahre Verursacher von Stress ist die darunterliegende Angst.“

    Was ist Angst? Angst ist eine emotionale Reaktion auf eine wahrgenommene Bedrohung oder Gefahr. Es ist eine natürliche und normale Reaktion, die uns vor potenziellen Gefahren schützt und uns dazu motivieren kann, angemessene Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

    Angst kann jedoch auch übertrieben oder irrational sein und zu unnötigem Leiden führen. Menschen können unterschiedliche Arten von Ängsten haben, einschließlich spezifischer Phobien, sozialer Angst, Panikstörungen und generalisierter Angststörungen. Symptome von Angst können körperlich, emotional und kognitiv sein. Körperliche Symptome können Herzklopfen, Schwitzen, Zittern und Übelkeit umfassen, während emotionale Symptome Angst, Nervosität und Unruhe umfassen können. Kognitive Symptome können Konzentrationsprobleme, negative Gedanken und Sorgen umfassen.

    Bei hochsensiblen Menschen arbeitet das Nervensystem so intensiv. „Daher ist es nicht verwunderlich, dass gerade die Hochsensiblen verhältnismäßig stark unter Stress leiden.“ Hochsensible erfahren Stress in der Regel aus folgenden Gründen:

    • Sie flüchten und unterwerfen sich häufiger, anstatt zu kämpfen.
    • Die „künstlerische Persönlichkeit“ braucht Freizeit und Inspiration.
    • „Die „fürsorgliche Persönlichkeit“ räumt sich selbst aus dem Weg.
    • Die hochsensible Person ist häufig perfektionistisch und pflichtbewusst.
    • Ein stressiger Start hat große Auswirkung auf ein hochsensibles Kind.

    „Nicht nur spürbare und sichtbare Reize beeinflussen einen Hochsensiblen, auch weniger gut erklärbare und weniger sichtbare Signale“, erläutert Hart. Der hochsensible Mensch nimmt zum größten Teil jede Veränderung, jedes Geräusch, jeden Schmerz intensiv im Körper wahr: Magenstiche, Darmgeräusche, juckende Haut, eine volle Blase – kommen vor, ja – sind für Hochsensible aber intensive Beschäftigung. Wenn nicht sogar ein immenser Einfluss auf die Stimmung. Einen ebenso intensiven Einfluss haben die Gefühle anderer auf eine:n HSP. „Ich bezeichne Hochsensible gern als einen Experten der Zwischenraums“, schreibt Susan Marletta Hart.

    Hilfe für Hochsensible im Alltag

    Hochsensible Menschen dürfen lernen, mit sich selbst im achtsam und verständnisvoll umzugehen. Ja, sich selbst zu pflegen. „Nur ein beschütztes Herz kann harmonisch sein und innere Kraft entwickeln“, schreibt Hart in ihrem Buch. Wie soll das gehen? In dem Hochsensible ihr besonderes Persönlichkeitsmerkmal anerkennen, akzeptieren und auch dafür eintreten. Hier geht es also nicht ums denken? Nein, „handeln“ ist das Zauberwort. Es heißt: Strategien und Übungen für sich zu entwickeln und auszuprobieren, um im Einklang mit sich zu leben. Tipps, die Susan Marletta Hart gibt, um weniger anfällig für Stress zu sein:

    • Deinen Kampfgeist wecken:

      Es ist viel gesünder Energie rauszulassen als in sich hineinzufressen. Sport ist gut, um überschüssige Energie loszuwerden. Für angestaute Wut empfiehlt sich klassische Kampfsportarten.

    • Manage deine Zeit:

      Das heißt eine aktive Haltung einzunehmen und die eigene Zeit zu planen. Wann triffst du gerne Freunde – morgens/mittags/abends? Wie viele Termine möchtest du pro Tag/Woche/Monat im Kalender haben?

    • Lerne anzunehmen:

      Du musst nicht nur geben, du darfst auch nehmen. Geschenke, Hilfe, Wohlwollen deiner Lieben.

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