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Genkitalk

Warum Selbstführung für ein erfülltes Leben wichtig ist
Text: Carina Rother
09.02.2022
Laptop mit Notizblock
Ein aufgeschlagener Kalender, Post-it’s als Erinnerung, du sitzt an deinem Schreibtisch und möchtest die kommende Woche organisieren. Das Telefon klingelt, du stehst auf und läufst schnellen Schrittes in die Küche und siehst: das Wasser im Kochtopf dampft fröhlich deine Wände feucht. Du fragst dich, was das mit Selbstführung zu tun hat? Eine ganze Menge! 

Selbstführung oder Selbstmanagement ist im Kleinen wie im Großen eine nützliche Fähigkeit, um dein berufliches wie privates Leben selbstständig und federführend zu gestalten. Mit bewusstem Denken und Handeln sowie gezielt gesetzten Emotionen, führst du ein verantwortungsbewusstes Leben. Darum teilt Coach Laura mit dir Methoden und Fragestellungen, die dich im Alltag unterstützen können.

Laura, wie definierst du Selbstführung?

Selbstführung ist die Art, wie ich mich selbst durch mein Leben lenke. Wie ich mich durch meine Lebensbereiche wie Beruf, Beziehungen, Tagesorganisation lenke.

Warum ist Selbstführung wichtig?

Weil Selbstführung ein ganz präsenter Guide ist, den wir nutzen können. Ein Guide, der uns auch in persönlichen Lebensbereichen weiterhilft.

Bei meiner Vorbereitung zu unserem heutigen Gespräch bin ich vor allem auf Selbstführung im Business-Kontext gestoßen. Darum möchte ich heute auch das Privatleben fokussieren. Darum die Frage: Unterscheiden sich Methoden und Strategien für den Alltag von jenen für das Business?

Die Auswirkungen sind unterschiedlich, aber grundsätzlich sind die Fragestellungen oft gleich oder zumindest ähnlich. Um auch zwei beispielhafte Fragen zu nennen: Wie gehe ich mit mir selbst um? Wie gehe ich mit anderen um? Das sind Fragen, die in beiden Kontexten relevant sind, aber – wie gesagt – andere Auswirkungen haben.

Kannst du gängige Methoden und Fragestellungen für mehr Selbstführung nennen?

Das von dir angesprochene Führungsbild nutze ich sehr gerne auch in meinen Coachings, denn wir sind alle Führungskräfte. Nämlich Führungskräfte von uns selbst. Wenn man sich selbst nicht gut führt, kann man auch keine anderen Menschen führen. Der erste Schritt beginnt also immer bei sich selbst.

  • Eine offene Frage kann folgende sein: Wie führe ich mich selbst?
    Stelle dir diese Frage und schreibe einfach mal runter, welche Gedanken dir kommen. Du kannst die Frage auch mit in deinen Alltag nehmen, sie dir regelmäßig neu stellen und antworten über einen bestimmten Zeitraum sammeln.

Um an die Definition eingangs anzuknüpfen: Man kann sich bewusst machen, wie man sich selbst führen kann. Zum einen durch die Gedanken. Dazu ein Beispiel: Du gehst durch die Straßen und dir kommt der Gedanke „Alle Menschen sind gestresst und unfreundlich.“ Dann kannst du dir über diesen Gedanken bewusst zu werden und im zweiten Schritt dich fragen, welchen Gedanken du bewusst dagegensetzen möchtest. Da sind wir also beim Thema Führen oder Lenken. Das könnte dann folgende Aussage sein: „Diese Menschen müssen nicht unfreundlich sein. Die haben einfach nur viel zu tun.“ Eine mögliche bewusste Handlung wäre in diesem Moment, lächelnd durch die Straße zu gehen und vielleicht bekommst du ja dann auch ein Lächeln zurück.

Ein greifbares Beispiel. In dieser Situation waren sicherlich schon viele Menschen. Es macht einfach einen Unterschied, wie man sich fühlt, wenn man nach Hause kommt. Jeder von uns kann entscheiden, was wir bewusst zu einer Situation beitragen können, um diese möglicherweise auch zu verändern.

Genau. Da schlagen wir auch die Brücke zum Thema Selbstführung im Business-Kontext. Als Führungskraft haben die eigene Haltung, Gedanken und Handlungen eine direkte Auswirkung auf Mitarbeiter:innen. Wenn eine Führungskraft beispielsweise denkt „Ach, mein Team ist so lustlos und unfreundlich“ und gleichzeitig selbst jeden Tag mit schlechter Laune ins Büro kommt, muss diese sich gar nicht wundern.

Es ist wirklich grundlegend bei sich selbst anzufangen, um auch Früchte ernten zu können, die man sich wünscht. Eigene Gedanken, Handlungen gehen in Resonanz mit anderen Menschen.

Selbstführung geht also nicht ohne Selbstreflexion. Wie kann ich achtsam und leicht mit mir selbst in eine Art Feedbackrunde gehen?

Zum Beispiel in einem Alltagsmoment wie beim Stehen an der roten Ampel oder im Bus. Dann kann man das Handy mal zur Seite legen und nachspüren, wie man sich selbst begegnet ist. Welche Gedanken man über sich selbst an sich gedacht hat. Wie man mit sich selbst gesprochen hat. Wenn es negativ war, kann man jetzt nachdenken, was das positive Pendant zu dem Gedanken, zu der Handlung wäre.

Wenn man über sich selbst negativ denkt, fällt es einem auch schwer positiv über andere Menschen zu denken oder anderen offen und freundlich zu begegnen.In 

Ein schöner Hinweis, Laura. Und letztendlich erfüllen sich die schlechten Gedanken dann auch einmal.

Genau, ein wichtiger Punkt. Wenn wir einen Ausblick geben möchten, wie man sich selbst gut lenken kann, dann habe ich noch ein paar Tipps. Frage dich am Morgen:

  • Worauf freue ich mich heute?
  • Was ist ein Highlight am Tag?
  • Welchen Menschen, die ich gerne mag, begegne ich heute?
  • Wie kann ich meinen Tag so leicht wie möglich machen?

Von diesen Fragen stelle ich mir eine pro Tag und so starte ich direkt mit einem guten Gefühl in den Tag.

Erst vor wenigen Tagen habe ich wieder gelesen, dass die meisten Menschen nur auf das Wochenende hinarbeiten und die Wochentage so schnell wie möglich hinter sich bringen wollen.

Im Sinne der Selbstführung ist das der Moment, in dem man einschreiten muss. Dann ist es wichtig sich zu fragen, wie man das eigene Leben gestalten möchte, was man sich wünscht, was einen glücklich macht. Auf diese Fragen müssen Antworten und Entscheidungen folgen.

Ist die Komponente der Selbstführung, die Selbstorganisation, auch wichtig um erfolgreich sich selbst zu führen?

Ja, es ist wichtig in sich zu spüren und sich zu fragen, für was man heute Energie aufbringen kann. Und sich dann auch traut diese typischen To do-Listen daran anzupassen. Wenn das schwerfällt, kann die Frage helfen „Ist der Punkt auf der To do Liste, den man streichen möchte, lebenswichtig?“ Schnell wird man merken, dass es das nicht ist.

Flexibel und leicht darf Selbstorganisation sein. Es ist legitim Aufgaben zu verschieben. Prioritäten zu setzen und sich nicht stressen zu lassen, darauf kommt es an.

Ich möchte auch noch eine Frage mitgeben, die ich sehr hilfreich für die Selbstführung finde:

  • Was ist wesentlich

Wesentlich sind ganz wenige Dinge. Das kann eine Aufgabe, können maximal zwei Aufgaben sein. Man kann sich diese Frage immer wieder und in jedem Lebensbereich stellen. Mit ihr können wir lernen uns wirklich auf das wesentliche zu fokussieren und uns nicht ablenken sowie stressen zu lassen. Es darf an dem einen Tag etwas wesentlich sein, was an einem anderen Tag nicht mehr wesentlich ist.

Ich habe einen richtigen AHA-Effekt. Ich möchte noch eine Aussage aufgreifen, die mir oft begegnet, wenn es um Organisation geht. „Mein Leben passiert im Flow. Es kommt wie es kommt.“ Ist das Selbstführung?

Eine sehr schöne Frage. Das kann jeder nur für sich entscheiden, in welchem Maß er wirkliche Organisation in Form von To-Do-Listen, Plänen, Excel-Tabellen oder sonstiger Struktur benötigt. Ein Leben im Flow ist sehr spontan, wenig organisiert, wenn es aber zum Lebensmodell passt, dann ist das eine Art der Selbstführung oder Selbstorganisation.

Es kann auch ein gelerntes Muster sein, dass man in der Kindheit mitgegeben bekommen hat. Auch Menschen im Flow dürfen sich reflektieren und fragen, was ihnen dieser Flow gibt? Was er für sie bedeutet?

Hast du Tipps für Menschen, die nur im Flow leben, wie sie sich der Selbstführung nähern können?

Zu allererst gilt es zu hinterfragen, was denn bisher die größte Herausforderung war, sich zu organisieren. Denn die gilt es ja zukünftig zu überwinden. Darüber hinaus kann man sich bewusst machen, welches Ziel man mit mehr Organisation erreichen möchte. Das kann langfristig motivieren. Und dann kann man als ersten Schritt nur eine Sache, die Spaß macht, aus dem Fundus der Selbstführung ausprobieren, um seinem Ziel näher zu kommen.

Wir alle kennen diese Tage, an denen man weniger motiviert ist. Was dann?

Das darf sein und eine Möglichkeit ist es, sich mehr Pausen zu gönnen und diese auch ganz bewusst zu gestalten, zum Beispiel mit einem Spaziergang in der Sonne. Pausen können aber nur funktionieren, wenn der Tag auch einen eingeplanten Puffer hat. Auch an einem motivierten Tag, sind wir nicht acht Stunden lang durchgängig produktiv.

Eine letzte Frage: Was kann man tun, um fokussiert zu sein?

Vor allem das Wesentliche in den Fokus rücken. Und alles Unwesentliche ausblenden. Wenn man sich dann für den Tag einen Fokus gesetzt hat, kann man sich diesen Fokus oder das Ziel visualisieren und den Tag über vor Augen holen. 

Was die kleinen Ablenkungen betrifft: Hier sind feste Regeln, die man sich selbst auferlegt, sehr nützlich. 

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