„Bouldern bedeutet Klettern ohne Seil in Absprunghöhe – also einer Höhe, aus der noch ohne Verletzungsgefahr abgesprungen werden kann“, schreibt der Deutsche Alpenverein. In Zahlen bedeutet das in Regel, dass es nicht höher als drei bis vier Meter hinaus geht. Aus dem Englischen lässt es sich mit „Felsbrocken“ übersetzen. Felsbrocken sind entweder in der Halle nachgebildet oder es handelt sich in der Natur um echte Felsbrocken, an denen geklettert wird. Die Sportart ist eine eigene Disziplin des Sportkletterns und hat in den vergangenen Jahren an Bekanntheit gewonnen. Es geht darum, die Boulderrouten zu lesen, Lösungen zu finden und ans Ziel den sogenannten „Top“ zu kommen.
Die Routen sind in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade eingeteilt. So können auch Anfänger:innen Erfolge feiern und sich langsam an den Sport herantasten.
Sportliche Erfolge hat sie allemal gefeiert. Mit zehn Jahren hat Hannah an ihrem ersten Kids Cup teilgenommen, es folgen zahlreiche sportliche Errungenschaften wie im Jahr 2018. Sie belegte den vierten Platz bei den Olympischen Jugendspielen Olympic Combined in Buenos Aires. 2020 gewann sie die Deutsche Boulder Meisterschaft und 2021 war Hannah Zweitplatzierte bei den Deutschen Boulder Meisterschaften in Bochum.
Die Sportlerin erklärt: „Im Wettkampf gewinnt tatsächlich oft nicht derjenige, der physisch am stärksten und technisch am saubersten klettert. Im Wettkampf gewinnt häufig der, der an dem Tag den stärksten Kopf hat und dessen Wille zu gewinnen am größten ist.“ Die aktive Arbeit an einem starken Mindset ist demnach sehr wichtig, um den „Top“ zu erreichen.
Wichtig im Vorhinein ist eine ausgedehnte Aufwärmphase, vor allem für Finger und Arme, da diese besonders belastet werden. Yoga-Übungen, die den Rücken stärken und die körperliche Flexibilität fördern, unterstützen das Weiterkommen beim Bouldern.
Der Weg entlang der zahlreichen Schwierigkeitsgrade kann mit Leidenschaft und Disziplin auch zu einer professionellen Karriere führen, wie bei Hannah Meul. Die 20-Jährige ist bereits seit 13 Jahren begeistert an der Wand nach oben unterwegs. Auch ihre Karriere geht steil nach oben. „Momentan liegt bei mir die Priorität auf dem Wettkampfklettern. Ich möchte unbedingt zu Olympia, nach Paris 2024. Den Traum einer Teilnahme an den Olympischen Spielen, konnte ich mir schon im Kleinen erfüllen, mit der Teilnahme an den Youth Olympics 2018 in Buenos Aires, bei denen ich Vierte wurde. Jetzt liegt das Hauptaugenmerk aber auf den großen Spielen, das wäre wirklich ein Traum“, berichtet Hannah.
Viele Wege führen nach Rom – oder zum Boulder. Hannah hatte ihre erste Begegnung mit der Sportart über ihre Schwester und einen Kindergeburtstag. „Damals hat meine Schwester sofort in einer Klettergruppe angefangen, für die ich allerdings noch zu jung war. Als ich sieben Jahre alt war, gab es dann auch eine Kindergruppe für mich. Seitdem ist die Kletterhalle mein zweites Zuhause und ein Leben ohne Klettern kann und will ich mir gar nicht mehr vorstellen", sagt Hannah.
Viele Boulderhallen bieten auch für Erwachsene Kurse oder Schnuppertage an, so kann man schnell rausfinden, ob die besondere Sportart zu einem passt. Die Plattform "https://boulder-nature.de/boul..." target="_blank">Boulder Nature
„Im Klettersport kommt wirklich jeder auf seine Kosten, weil es ein so vielseitiger, einzigartiger Sport ist. Jede Route ist anders, jeder Griff ist anders, keine Bewegung ist die gleiche. Diese Vielfalt an Möglichkeiten eröffnet eine Welt für alle und deckt nicht nur eine bestimmte Zielgruppe ab. Deswegen liebe ich das Klettern auch so sehr", erzählt Hannah.
Neben der Vielfalt an körperlichen und sportlichen Möglichkeiten ist Bouldern eine Sportart, in der du (wie bei keiner anderen) persönlich wachsen kannst. Nur du bringst dich ans Ziel, das Vertrauen in dich, deine Kraft, dein Geschick und dein Mindest. Bouldern zeigt gekonnt auf, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen Körper und Geist ist. Natürlich kannst du fallen, aber immer wieder aufstehen.
„Alleine die Fortschritte die man an der Wand macht, an denen man deutlich erkennen kann, wie man über sich hinauswächst, helfen immer mehr, an sich selbst zu glauben“, bestätigt die Sportlerin. Sie fährt fort: „Die Tatsache, dass du ganz alleine an der Wand hängst, zusammen mit einem Problem, dass du zu bewältigen versuchst, erfordert eine Menge Selbstvertrauen.“
„Am Ende bist du die Person, die an die Spitze klettert, das kann kein anderer für dich übernehmen. Je mehr man sich traut, und je näher man seinem Ziel (nämlich den aller letzten Griff, ganz oben) kommt, umso größer wird der Glaube an sich selbst und stärkt das Selbstbewusstsein enorm“, bestärkt Hannah.
Motivierende Assoziationen und Erinnerungen an Errungenschaften aus der Vergangenheit helfen dabei das MIndset zu stärken. Beim Bouldern, aber auch im Alltag. „Ich erinnere mich immer an Wettkämpfe, bei denen ich jede Sekunde an der Wand genossen habe und ganz für mich geklettert bin“.